Warnung vor dem Biozidwirkstoff Fipronil
Die europäische Geflügelwirtschaft ist von einem Eierskandal erschüttert, nach dem das Insektizid Fipronil in Eiern festgestellt worden ist. Nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen wurde in Belgien ein für die Nutztierhaltung zugelassenes, rein pflanzliches Desinfektionsmittel, Dega -16 (ein homöopathisches Mittel aus ätherischen Ölen) mit dem für die Nutztierhaltung verbotenen Fipronil gemischt. Über mögliche Gesundheitsgefahren, die mit der regelmäßigen, mittelbaren Einnahme von Fipronil einhergehen können, wird in diesen Tagen täglich in den Medien berichtet. Wir bitten Sie, sich hier in der Tagespresse zu informieren.
Aufgrund der Berichterstattungen haben wir uns die Frage gestellt, ob der Wirkstoff Fipronil auch in der Rassegeflügelzucht eingesetzt wird. Bei einer kurzen Recherche in den sozialen Medien und in Foren zur Vogelzucht wurde wiederholt der Einsatz von Frontline diskutiert. In entsprechenden Diskussionsverläufen wird in Einzelfällen von einzelnen Personen Frontline als ein geeignetes Produkt gegen Parasiten wie Federlinge und Milben dargestellt.
Wir möchten die mögliche Wirkung von Frontline gegen Federlingen und Milben nicht in Frage stellen, betonen aber, dass das Produkt Frontline den oben dargestellten Wirkstoff Fipronil enthält und deshalb nach unserem Kenntnisstand nicht für Tiere zugelassen ist, die der Lebensmittelgewinnung dienen. Und zu dieser Gruppe gehören zweifelsfrei auch unsere Rassetauben!
Um es noch einmal deutlich zu sagen:
Bitte setzen Sie niemals Frontline bei Ihren Rassetauben ein! Dieses Produkt ist für den Einsatz gegen Zecken und andere Parasiten bei Hunden und Katzen entwickelt worden.
Reinhard Nawrotzky, Jürgen van Weyck
Manfred Kietzmann, Experte für Pharmakologie bei der Tierärztlichen Hochschule Hannover schreibt dazu in der SHZ: Auch wenn den Tieren das Mittel nicht verfüttert, sondern im Stall als Desinfektionsmittel versprüht wurde, haben es die Hennen im Körper aufgenommen. Über die Haut, beim Einatmen, auch beim Herumpicken.
Der Stoff reichere sich in den für die Dotterbildung zuständigen Zellanlagen, den Follikeln, an, erklärt Kietzmann. «Deshalb findet man das Fipronil auch hauptsächlich im Eidotter.» Das hänge damit zusammen, dass Fipronil lipophil ist – also fettliebend. Die Reifung des Eis im Huhn dauere ungefähr zehn Tage. «Das heißt, der Wirkstoff, der heute in einem Follikel eingelagert wird, wird dann in zehn Tagen in dem Ei sein.»
Weil sich chemische Substanzen sehr schnell im Körper der Hühner ansammeln und dann auch im Ei zu finden sind, ist die Zahl der zugelassenen Arzneimittel für Legehennen sehr eingeschränkt. Tiermedikamente sind vor ihrer Zulassung darauf getestet worden, ob sie Rückstände im Fleisch oder den Eiern hinterlassen, heißt es auf den Seiten des Wissenschafts- und Informationszentrums Nachhaltige Geflügelwirtschaf
Quelle: https://www.shz.de/17503411 ©2017
In Wikipedia liest man unter anderem:
“Fipronil ist ein in vielen Ländern als Biozid und „systemisches Pflanzenschutzmittel“[7] („Insektizid“) verwendeter Wirkstoff aus der Gruppe der Phenylpyrazole. Es wirkt als Kontaktgift schnell und lang anhaltend gegen Ackerschädlinge sowie Ektoparasiten wie Flöhe, Haarlinge, Tierläuse, Zecken, Raubmilben, Herbstgrasmilben und Räudemilben.
Beim Parasiten gelangt Fipronil als Kontaktgift über das Exoskelett in dessen Zentralnervensystem. Dort hemmt es den ligandengesteuerten GABA-Rezeptor und damit den Einstrom von Chloridionen.[15] Hierdurch entsteht eine tödliche Übererregung (Hyperexzitation) des Parasiten.
Die Hemmung des GABA-Rezeptors erfolgt nur bei Wirbellosen; bei Säugetieren, Vögeln und Reptilien entfaltet das Mittel diesbezüglich keine vergleichbar starke Wirkung. Dennoch kann es auch für sie in relativ hohen Dosen tödlich werden. Bei bestimmten Produkten zugesetzte Bitterstoffe verhindern daher eine Vergiftung von Kindern und Haustieren.
Die Anwendung von Fipronil bei Lebensmittel liefernden Tieren ist nicht erlaubt.
Mit diesen Gefahrensymbolen ist der Wirkstoff Fipronil belegt!
In den USA wurde 2004 die Verwendung von Fipronil zur Beizung von Reis-Saatgut eingestellt. Amerikanische Reisfarmer hatten die Hersteller verklagt, da sie einen Zusammenhang mit dem starken Rückgang der Süßwasserkrebse sahen. Diese Krebse leben auf den überfluteten Feldern und haben auch eine wirtschaftliche Bedeutung. In einem Vergleich stimmten die Hersteller Schadensersatzzahlungen in Höhe von 45 Millionen US-Dollar zu.[8]
In der Schweiz war Fipronil als Wirkstoff in dem Beizmittel Regent zur Behandlung von Getreide-Saatgut gegen Drahtwürmer enthalten. Die Bewilligung wurde mittlerweile beendet; Fipronil ist in der Schweiz in keinem Pflanzenschutzmittel mehr enthalten.[16]
Gegen Drahtwürmer bei Kartoffeln war ein Präparat in Österreich zugelassen, mittlerweile gibt es dort keine Zulassung mehr.[16]
Reinhard Nawrotzky