Antwort auf: Futter

#9270
Anonym
Inaktiv

Liebe Freunde der Taubenzucht,

es ist höchst erfreulich, das sich immer mehr Zuchtfrunde über die bedarfsgerechte Fütterung unserer Tauben Gedanken machen.

Noch erfreulicher finde ich es, das uns der VDT – von dem jeder von uns ein Teil ist – dieses Forum zur Verfügung stellt. So können wir aktuell auf Wünsche und Anregungen eingehen.

Auf dem Gebiet der Fütterung ist noch viel Informationsbedarf vorhanden. Die bisherigen Wortmeldungen zeigen dies überdeutlich!
Quasi als weitere “Diskussionsgrundlage” möchte ich hier einen Artikel in ins Netz stellen, der in der letzten Ausgabe von unserem Verbandsorgan “Die Rassetaube” erschien. Denn – gerade bei der “Winterfütterung” wird durch Unkenntnis oder aber falsche Sparsamkeit, die sich dann – mit der Zeit – wahrlich als bitterböse Fehleinschätzung erweist, viel Unfug grtrieben!

Hier der Aufsatz:

Erfolg oder Misserfolg in der nächsten Zuchtsaison – die
richtungsweisende Entscheidung fällt JETZT!!!

Liebe Freunde der Rassetaubenzucht!

Die Zuchtsaison 2004 hat für viele Rassetaubenzüchter nicht die erhoffte Jungtaubenzahl hervorgebracht. Für dieses Geschehen hörte man schon die tollsten Ausreden. Selbst das sich verändernde Weltklima musste schon dafür herhalten! Vielleicht ist ja auch die Bundesregierung schuld….!? Bei anderen Zuchtfreund wiederum gab es Jungtiere in Hülle und Fülle!

Woran liegt es nun wirklich?
Natürlich können die Ursachen vielschichtig sein. Wer, zum Beispiel, mit Täubinnen in die Zucht geht, die mit Trichomonaden „zu“ sind braucht sich über ausbleibende Gelege nicht zu wundern! Selbstverständlich sind überbevölkerte Zuchtschläge völlig kontraproduktiv! Das größte Manko war allerdings wieder der Züchter selbst. Es war einfach nicht in der Lage, den Tauben einen „richtigen Winter“ – auch bei milden Temperaturen – zu bieten. Merken wir uns folgenden Satz:

„Tauben, die keine tiergerechte, d h. naturnahe „Winterpause“ hinter sich haben, versagen in der Zucht“

Der Großteil der Züchter schafft es gerade noch, wenn es einen harten Winter gegeben hat, seinen Tierbestand in eine einigermaßen ausreichende Zuchtkondition zu bringen. Bei milden Wintern, wie dem Letzen, versagen sie dann aber kläglich.

Wie die „Zuchtruhe“ taubengerecht gestaltet wird. ist – in aller Ausführlichkeit -in „DIE RASSETAUBE“. 4/2002 Seite 13-15 nachzulesen.
Der Text kann auf Wunsch gemailt werden!

Uns ist zwar bewusst, dass wir nicht alle Taubenzüchter von der Wichtigkeit dieses Jahresabschnittes überzeugen können. „Gerstenfütterer“ und ewig Gestrige werden wohl nie aussterben, zumal in den Fachzeitschriften – gerade im letzten halben Jahr – wieder viel aus der „Märchen und Sagenwelt“ der Taubenfütterung berichtet wurde! Trotzdem werden wir an dieser Stelle nochmals – in komprimierter Form – aufzeigen, wie wir unsere Tauben nach Mauserende bis hin zur Anpaarung behandeln sollten!
Als psychologische Hilfe für unschlüssige Züchter und zur genaueren Abgrenzung des Einsatzzeitraums haben wir die VITAL-SORTEN 3 + 4 in „Ausstellungs- & Ruhefutter” umbenannt.“

Erfreulich , auch das sei hier eingefügt , ist aber, dass der Rassetaubenzüchter mehr und mehr für die Futtermittelindustrie interessant wird. Selbst Firmen, die uns vor gar nicht langer Zeit als eher „uninteressant und wirtschaftlich unbedeutend“ abtaten, versuchen nun, da ihnen der Brieftaubenmarkt mehr und mehr wegbricht, uns mit ihrem Produkten „glücklich“ zu machen! Seien wir auf der Hut!!!
Sollten Produkte, die für unsere Rassetauben hilfreich sind, auf dem Markt auftauchen werden wir Sie darüber informieren. Den Anfang machen wir in diesem Artikel!

So behandeln wir unsere Tauben in Zeiten o h n e Wachstumsleistung richtig:
Beginn der Ruhezeit: Der Taubenbestand hat zu 90% die Kleingefiedermauser abgeschlossen.
Sie endet ca. 14 Tage vor dem Anpaartermin.
Futter: VDT-BETZ- VITAL 3 oder 4 (Ausstellungs- & Ruhefutter). Selbstmischer stellen sich ein Ausstellungs- und Ruhefutter so her: 50 % VDT-BETZ Nr. 6 dazu 50 % saubere Gerste, oder 10% Hafer oder Paddyreis und 40 % Gerste. Dazu dürfen keine Vitamin- oder Aminosäurenpräparate hinzugefügt werden!

Eine wöchentliche Gabe des „Kropfmixes“ der Firma PerNaturam-Töllner ist vorteilhaft! Bei Züchtern, die ständig mit Trichomonaden zu kämpfen haben, ist dies sogar dringend anzuraten!
Wie viel Futter geben wir?
Vor und während der Ausstellungsperiode füttern wir so knapp, das wir dann, wenn die erste Taube zur Tränke geht die Futterrinne entfernen. Am Abend geben wir dann erst den Rest der Morgenfütterung und legen erst dann nach, wenn auch das letzte Korn gefressen wurde. Danach warten wir solange ab, bis die ersten drei vier Tauben zur Tränke marschieren! Mit der Restmenge Futter verfahren wir wie am Morgen.
Was ist, wenn ich nicht viel Zeit habe?
Am Morgen wird je Taube eine bestimmte Futtermenge im Trog gegeben. Bei kleinen Rassen( z.B. Altstämmer) sollen dies ca. 5 g VITAL 3 oder 4 sein, bei mittelgroßen (z.B. Kölner Tümmler) ca. 10 g und bei großen Taubenspezies (z. B. Strasser) 15 g. Diese Ration sollte entsprechend der Außentemperaturen verkleinert oder vergrößert werden. Liegt zur Abendfütterung noch Futter – und sei es nur Gerste – im Trog, fällt diese aus und die nächste Morgengabe wird entsprechend reduziert! Ansonsten wird die Abendfütterung, wie oben beschrieben, durchgeführt.

Schauvorbereitung…

Tauben die für eine Schau vorbereitet werden sollen und im Käfig durch einen ruhigen Habitus und ein aalglattes Gefieder imponieren müssen, werden „Futtertechnisch“ überhaupt nicht umgestellt! Sie werden lediglich 3 Tage vor dem Einsetzen am Abend satt gefüttert! Bei Tauben aber, die im Käfig „Aktion“ bringen sollen, wie z. Kropftauben, verfahren wir wie folgt: Circa 6 Tage vor dem Einkorbtag wird die Futtermenge um ca. 30 % gesteigert. Drei Tage vor dem Einsetztermin reichen wir dann ein Gemisch aus 2/3 VITAL 3 oder 4 und 1/3 Perl- oder Popkornmais. Von diesem Gemisch erhalten die Tauben satt – d. h. Standfutter! Das hat natürlich nur dann Sinn, wenn die Tauben an Mais gewöhnt sind. Wenn nicht, dann verwenden wir anstatt Mais Hanf!

Eine Tag vor dem Einsetzen und am Montag nach der Schau geben wir jeder Taube eine „Kolsal-Kapsel“ der Fa. PerNaturam-Töllner. Diese enthält Immunglobuline in reinster Form und schützt so unsere Tauben vor gesundheitlichen Anfechtungen währen der Schau, die bevorzugt den Magen-Darmtrakt angreifen! In Zeiten der „Jungtaubenkrankheit” sicher ein nicht zu verachtender Vorteil.
Die Atemwege unserer „Ausstellungscracks“ schützen wir, indem wir ihre Oberschnäbel (auf keinen Fall die Nasenwarzen!) mit einem leicht in „ESOTHROS“-Öl (Hersteller „PerNaturam-Töllner“) getränkten Q-Tip bestreichen. Dies geschieht beim Einkorben und beim Zurücksetzen in den heimatlichen Schlag. So schaffen wir eine Barriere gegen infizierten „Schaustaub“ und schaffen freie Atemwege, die den letzten „Touch“ im Bezug auf Kopf- und Halsgefiederkondition bringen. Diese beiden Maßnahmen verursachen pro Taube Kosten von ca. 1 € – bringen aber enorm viel…!

Nach den Schauen „harter“ Winter…

Haben wir und unsere Tauben die Schauen hinter uns gebracht, läuten wir im Taubenschlag den „harten Winter“ ein! Diese Zeit sollte 4 besser noch 6 Wochen dauern. Das heißt im Klartext, dass zwischen der letzen Schau und dem Anpaartermin möglichst 6 – 8 Wochen liegen sollen – nein müssen!!!
Die Fütterung in diesem Abschnitt erfolgt so: Wie füttern wie zu vor, doch entfällt an zwei Tagen der Woche die zweite Fütterung! So schmelzen wir die Fettdepots der Tauben langsam ab. Wer seinen Tauben etwas zusätzlich Gutes tun will füttert sie, an den beiden Tagen mit fehlender Abendfütterung, durch die Gabe von klein gewürfelten Möhren, Sellerie, Rote Bete oder gar Topinamburknollen satt. Auch Grünkühl, der mittels einer an die Wand befestigten Rattenfalle den Tauben gereicht wird, ist ein gesundes Futter, das die Taubenschar auch beschäftigt – in Ruhezeit ganz wichtig! Die Tauben gewöhnen sich im Winter, bei starken Hunger, den die Natur ja für sie vorgesehen hat, an derartige Futtermittel. Bei Sattfütterung ist das nicht so einfach. Wir sollten aber die „Grün- bzw. Gemüsefütterung“ dann auch das ganze Jahr über durchführen, wenn wir unsere Tauben einmal daran gewöhnt haben. Die geringe Mühe zahlt sich vielfach aus– viele Zuchtfreunde wissen davon positiv zu berichten!

Ganz wichtig: Ca. 14 Tage nach der letzen Schau lassen Sie Ihren Taubenbestand fachtierärztlich untersuchen – d. h. Kotprobe, Halsabstrich und Kloakenabstrich! Jetzt ist noch Zeit evtl. Krankheitserreger nach Maßgabe der Spezialisten zu bekämpfen!!!

Allen Freunden unserer geliebten Rassetauben wünsche ich den erhofften Erfolg auf den kommenden Schauen! Doch merke: Nicht „V-BAND“ ist die Krönung einer Ausstellungssaison! Die Erkenntnisse, die zur Verbessung der eigenen Zucht beitragen und die Freude am hochrassigen Ausstellungstier sowie die unvergesslichen Stunden unter Gleichgesinnten – sei es nun in Sinsheim, Leipzig oder sonst wo – sind das, was uns immer wieder fasziniert!

In diesem Sinn grüßt Sie Ihr

Hubert Borgelt