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Liebe Taubenfreunde,
im Angesicht der drohenden Schließung dieses Forums halte ich es für angebracht, das Thema “Jungtaubenkrankheit” nochmals grundsätzlich zu erörtern.
Neue Ansätze, wie sie jetzt gerade Zfr. M. Kleemann mit seinen Versuchen zur ” Impfprophylaxe ” aufzeigt sind sicher begrüßenswert, doch werden sie kaum den erhofften, durchgreifenden Erfolg bringen. Anmerkung zum Nachdenken zu diesem speziellen “Kleemann-Weg”: Der ganz überwiegende Teil der Tauben, die in Deutschland und darüber hinaus gehalten werden, tragen den Circo-Virus. Das belegen Feldstudien immer wieder. An dieser stelle möchte ich nicht mit Angaben über diese Untersuchungen langweilen. Dem praktischen Züchter bringen das eh NICHTS.
Die Züchterschaft muss schlicht und ergreifend ihr gesamtes Zucht- und Haltungsystem selbstkritisch auf den Prüfstand stellen und umsichtig optimieren.
Hilfe für dieses, sicher nicht in allen Fällen leichte Unterfangen gibt der nun folgende Aufsatz, der schon aus dem Jahr 2008 stammt und seiner Zeit in “Die Rassetaube” veröffentlicht wurde. Hätten sich schon damals alle Züchter an diesen aufgzeigten Eckpunkten orientiert und die notwendigsten Dinge umgesetzt, wäre die “Jungtaubenkrankheit” heute nur noch eine kleine Randerscheinung – und nicht DAS Thema, welches in diesen Tagen wieder die Gespräche unter Züchtern beherrscht.
Für manche Zuchtfreunde und Industrievertreter mag diese Aussage überheblich klingen; darf sie ruhig!!! Probiert es aus wie geschrieben! Ihr werdet wieder viel mehr Freude an der schönsten Freizeitgestaltung, die uns die Natur geschenkt hat – nämlich die Rassetaubenzucht – haben.
“Jungtaubenkrankheit“ ? – Nein danke!”
Liebe Freunde der Rassetaubenzucht,
wohl alle Züchter – besonders die, die in den letzten Jahren oder gar schon wieder in 2008 von dieser heimtückischen „Krankheit“ heimgesucht wurden, werden dieser Artikel-Überschrift voll zustimmen.
Doch wie, so wird sich der eine oder andere geschundene Züchter fragen, soll das geschehen?
Den ersten Schritt auf den Erfolgsweg skizzierte Frau Dr. Heidi Kny schon in der RT IV 2006 in ihrem Aufsatz „Jungtaubenkrankheit auch bei Rassetauben?“ Ihre Kern- und Abschlussaussage:
„Die Jungtaubenkrankheit ist keine echte Infektionskrankheit. Viel mehr gehört sie in die Gruppe der sogenannten Faktorenkrankheiten.“
Was bedeutet die Aussage für uns Züchter?
Ganz schlicht und ergreifend dies: Wir müssen die Unterbringung, Haltung und Fütterung unserer Tauben soweit optimieren, dass sie den gesundheitlichen Anfechtungen – besonders während der Zucht- Mauser und Ausstellungszeit – problemlos standhalten.
Niemand kann uns diese Aufgabe abnehmen – schon gar nicht dubiose „Mittelchen“ vom Schwarzmarkt oder „Bio-Produkte“ die einzig und allein dazu dienen den Geldbeutel des Herstellers und/oder Verkäufers zu füllen.
Kein Angst – alles ganz simpel und einfach!
Das Ganze mag sich nun für den einen oder andern Zuchtfreund unglaublich kompliziert anhören – ist es aber tatsächlich nicht.
Ein Beispiel: Vor kurzer Zeit erhielt ich von einem Züchter eine Anfrage – gerade zu dem hier anstehenden Themenkomplex. In einem Telefonat versprach ich ihm, einige Abhandlungen über eine Tauben gerechte Haltung & Fütterung zukommen zu lassen. Aus seinen Worten konnte ich schon entnehmen, wie groß seine Bedenken waren, ob er das alles was er nun ändern solle überhaupt für ihn realisierbar wäre. Die Zweifel und Bedenken krochen geradezu durchs Telefon…
Zwei Tage spätere erreichte mich eine Mail von ihm. Zitat:“… Ich bin auf der einen Seite entsetzt und auf der anderen Seite begeistert.
Entsetzt? Ja klar, wie viele Kleinigkeiten ich “falsch” gemacht habe. Es ist ja nicht so, dass ich grundsätzlich alles glaube, was man mir erzählt, aber Ihre Gedankenführung und Erläuterungen waren so zwingend logisch…. UND EINFACH UMZUSETZEN und deshalb bin ich so begeistert.“
Also frisch ans Werk – so wird`s gemacht:
Feststellung des Gesundheitsstatus, ggf. Behandlung, Impfungen
Aus jedem Schlagabteil wird mindestens 1 Taube entnommen und beim Tierarzt mittel Kloaken- und Hals-/Kropfabstrich auf Trichomonaden, Hexamiten usw. abgecheckt. Ferner wird , wiederum aus jedem Abteil, eine Kotprobe entnommen und diese parasitologisch und bakteriologisch untersucht. Fast jeder Veterinär ist in der Lage, eine solche Untersuchung durchzuführen – manchmal bedarf es allerdings einer Motivierung dieser Damen und Herren.
Eine Behandlung erfolgt ausschließlich aufgrund des Untersuchungsergebnisses.
Sonderfall Trinkwasserbehandlung mit Ronidazol oder Ähnlichem.
Wasser, das mit Substanzen die gegen Trichmonaden & Hexamiten wirken, versetzt ist, wird von den Tauben nur sehr ungern aufgenommen. Deshalb folgende Regel beherzigen:
Die Tränke immer erst rund 15 Minuten nach der Körnerfütterung reichen. Nur so wird eine ausreichende Wirkstoffmenge aufgenommen. Ansonsten „züchten“ wir uns nur resistente Erreger heran. Bitte nie z. B. Honig, Traubenzucker oder andere Zuckerträger zur Überlagerung des Medikamentengeschmacks mit in die Tränke rühren. Diese Nährstoffe sind ein „toller“ Nährboden für die zu bekämpfenden Krankheitserreger…
Bei Interesse kann ein Merkblatt über die Verabreichung von Ronidalzol gemailt werden!
Früh Impfen!
Jungtauben sollten möglichst früh ihre Paramyxo-Imfpung erhalten. (Ca. 2-3 Wochen nach dem Absetzen) Es ist bewiesen, das diese Jungtauben wesentlich weniger häufig an der „Jungtaubenkrankheit“ leiden. Das Immunsystem bekommt durch diese frühe „Trainingseinheit“ einen regelrechten Schub! Ebenso empfiehlt sich eine zeitige Salmonellen-Schutzimpfung, dort wo sie durch aktuelle Gegebenheiten angezeigt ist.
Bitte nie in die „große Mauser“ impfen. Es belastet die Tauben nur – und die Wirkung ist mehr als zweifelhaft.
Am Rande….
…weil eigentlich selbstverständlich, sei vermerkt, das Schadnager soweit wie möglich aus den Taubenbehausungen verbannt werden sollten. Gleiches gilt für Federlinge, Motten, Rote Vogelmilben, Steißläuse usw.! Aber: Bitte nicht gleich bei ersten Federling mit der dicken Giftspritze kommen. „Verlausen“ die Tauben in regelmäßigen Abständen trotz sachgerechter Behandlung immer wieder sollt man sich über den Hygienestatus der gesamten Zuchtanlage Gedanken machen…womit wir bei nächsten Kapitel angelangt wären.
Schlag, Besatzdichte, Sonne, Luft, Badedasser
Der Schlag muss auch im Inneren hell sein. Ein Offenfront-Taubenhaus mit vorgebauter Voliere wäre das Optimale. Für die Jungtauben reicht eine zur Hälfte überdache und seitlich abgeschirmte Voliere völlig aus. (Komplett überdachte Volieren sind Tauben feindlich und auch vielen Gründen gesundheitsschädlich!) Der Boden des überdachen Teils kann aus Sand oder wasserfesten Spanplatten bestehen. Der dem Regen ausgesetzte Teil sollte mit Rosten ausgelegt sein. Allerdings haben auch viele Züchter mit einem schlichten Rasenboden oder grobem Flusssand beste Erfahrungen gemacht – ja wenn Besatzdichte und das übrige Umfeld perfekt sind…
Pro Jungtaube muss ein Raum von mindestens 0,50 m3 zur Verfügung stehen (reiner Schlagraum; bei alleiniger Volierenhaltung zählt der überdachte Raum!!) Besser wären aber noch 0,75 m3. Bei sinnvoller, harter Selektion ist das auch möglich! Ansonsten Zuchtpaarbestand anpassen. Den Zuchttauben ist ein Raum von 1m3 pro Tier zu zubilligen – ganz gleich wie groß oder klein die jeweilige Rasse ist.
Halten wir unsere Tauben so, können sie beliebig in Sonne und Regenwasser baden. Zusätzlich sollte man ihnen aber wenigsten 2x die Woche Badewasser, versetzt mit VDT-BETZ-Aqua-Vital, zu Verfügung stellen. Bei einer konventionellen Schlaghaltung sollten auch Nachts die Fenster (hoffentlich groß genug!?) offen bleiben. Bei Angst vor Raubzeug sind Drahtgeflecht-Rahmen einzusetzen. Nur so ist eine gute Sauerstoffversorgung der Tauben abgesichert. Staubanfall ist möglichst weit zu reduzieren – siehe dazu auch die spezial Artikel in früheren RT-Ausgaben.
Selektion – Grundstein einer jeden Tierzucht
Über dieses Thema sind schon viele dicke Bücher geschrieben worden. Hier kurz, hart und der Natur folgend die Quintessenz daraus: Vitalität geht vor Schönheit! Jungtauben werden, wenn erkrankt, nur einmal behandelt. Wenn dann kein dauerhafter Erfolg – selektieren!
Taubengerechte Ernährung – Kernstück jeder erfolgreichen Taubenzucht
Im Zeichen immer weiter steigender Taubenfutter-Preise werden auf diesem Gebiet wohl die schlimmsten Fehler gemacht! Nicht selten sieht man in diesen Tagen verzweifelte Tauben vor Trögen stehen, die über und über mit Erbsen übersät sind. Ist den Züchtern überhaupt bewusst was sie ihren Tauben und sich selbst mit der Fütterung dieser „Billigmischungen“ antun? Einerseits werden die Taubenlebern und Nieren mit unverdaulichen, ja zum Teil giftigen Substanzen, die zuhauf in diesen angeblich so „züchterfreundlichen“ „ Discount-Mischungen“ vorkommen, überflutet. Andererseits fehlt es an der nötigen verfügbaren Energie – denn in den Hülsenfrüchten ist davon zuwenig – und der übrige Prozentsatz, der dann vielfach schlicht mit Getreide aufgefüllt wird , ist zu gering um das Defizit an Stärke und Kohlenhydraten auszugleichen. Über den dramatischen Mangel an verwertbarem Protein ganz zu schweigen. Da helfen dann auch die schon oben erwähnten „Pülverchen“ nicht weiter. Die Geldbörse des Züchters und der Akku des Immunsystems der Tauben werden immer leeren.
So machen wir es richtig
Grundlage einer jeden Taubenfütterung – gleich welcher Rasse bilden die VDT-BETZ-VITAL-Mischungen. Hier bekommen wir zu einem vernünftigen Preis ein hochverwertbares Futter, das in jeder Hinsicht Tauben gerecht ist. Die Energie-, Protein- & Vitaminversorgung ist ebenso gewährleistet wie die wohldosierte Zufuhr von Immunstoffen.
Wichtig ist nur, dass die Tauben mit Ende der Kleingefiedermauser – also noch weit vor Beginn der Schauen von VDT-VITAL 1, 2 oder 5 auf die Ruhesorten 3 oder 4 umgestellt werden. (Leider gibt es die „Winter-Sorten“ nur noch als „Sondermischung!)Die „Selbstmischer“, die mit viel Erfolg VITAL 6 verwenden, ersetzen dann den größten Teil des Weizens durch Gerste.
Zwei bis drei mal die Woche binden wir mittels VDT-BETZ-Edel-Oel-Mix (das wertvolle mehrfach ungesättichte Fettsäuren und zahllose andere Vitalstoffe liefert!) VDT-BETZ-Kropf-Vital an die morgendliche Futtergabe. Dadurch versorgen wir unsere Tauben mit hochwertigen, Immunsystem stärkenden pflanzlichen Sekundärstoffen (hochwichtig) und antibakteriell wirkenden Kräutern.
Grünfutter – wenig Mühe viel Erfolg
Solange uns die Natur Grünfutter in Hülle und Fülle zur Verfügung stellt, sollten wir es unseren Tauben auch geben. Ob dies nun Gemüse oder „Unkräuter“ aus dem eigenen Garten sind, oder aber Löwenzahn oder Topinambur aus Feld und Flur, ist den Tauben völlig egal. Sie werden – nach gewisser Gewöhnungszeit – regelrecht „süchtig“ nach diesem Grünzeug. Und – es macht sie noch wiederstandsfähiger gegen alle möglichen Krankheitskeime. Im Winter können wir dann auf Grünkohl, kleingeschnittene Möhren oder gar Topinmabur-Knollen (die Ideallösung) umstellen.
Ohne Taubenstein und Grit keine gesunden Tauben
Genauso wichtig wie das Körnerfutter ist die Versorgung mit Taubenstein und Grit! Sie sind unentbehrliche Lieferanten von Mengenelementen, Magensteinchen und anderen lebenswichtigen Nährstoffen. Dabei kommt es aber auf die richtige Zusammensetzung an.
Das Kalzium sollte aus verschieden schnell abbaubaren Quellen kommen. Beim VDT-BETZ-POWER-Stein und Power Grit sind es deren vier! Vergleichen Sie mal den Jodgehalt der VDT-Produkte mit dem des Mitbewerbs – sie werden staunen. Dagegen sollte der Phosphor & und Salzgehalt möglichst niedrig sein. Auch hier nehmen die „Zwillinge“ unangefochten den Spitzenplatz ein.
Geben Sie diese beiden Produkte ihren Tauben täglich frisch in kleinen Mengen haben Sie wiederum einen großen Schritt zur optimalen Versorgung Ihrer Tauben – und gegen die Jungtaubenkrankheit getan.
Wasser – rein und kühl – das wichtigste Nahrungsmittel überhaupt
Nur, es muss sachgerecht angeboten werden. Keine Tränke sollte länger als 24 Stunden im Schlag verbleiben. Bei heißen Wetter ist es sogar besser, das Wasser 2 x täglich zu erneuern. Nach Gebrauch werden die Tränken gründlich gesäubert und 24 Stunden zum Austrocknen gelagert. Nur so erreichen wir eine Trinkwasserqualität die wir benötigen und unterbrechen den Ansteckungsweg über die Tränke. Dies ist einer der wichtigsten Grundsätze in der tiergerechten Taubenversorgung. Beherzigen wir ihn – er kostet fast Nichts, zeitig aber großen Erfolg.
Merksatz: Zu jeder Mahlzeit erhalten die Tauben eine frisches, reines Wasser aus einer sauberen Tränke! Allein dieser Satz – sorgfältig umgesetzt – kann Legionen von Tauben das Leben retten! Für Viele kaum begreifbar – aber schlichte Realität!!!
Trinkwasserzusätze, vor allem die mit Ameisensäure, sind abzulehnen. Lediglich in Beständen, die hartnäckig mit Kropfschleimhautentzündungen und/oder Trichomonden-Infektionen zu kämpfen haben, ist eine zweitägige Gabe je Woche von VDT-BETZ-AQUA-VITAL anzuraten.
Fazit
Züchter die diesen hier beschriebenen Weg gehen, werden in wenigen Jahren einen Taubenbestand haben, der ihnen auf dem Gesundheitssektor nur noch Freude bereiten wird. Es wird aber wenig helfen, wenn zwar die Fütterung optimiert wird, aber der Schlag völlig überbesetzt ist. Der Stress wird die Tauben umbringen. Auch hilft keine dünnbesetzte Taubenvilla und ein Grünfutterangebot, welches das Herz eines jeden Vegetariers höher schlagen lässt, wenn der Tauben Immunsystem mit Billigfutter „erschlagen“ wird und der Taubenkuchen gleich ganz vergessen wird.
Sie sehen also, liebe Freunde, Taubenhaltung ist eine äußerst komplexe – doch eigentlich höchst einfache und logische Aufgabe, die Jedermann bei gutem Willen problemlos erfüllen kann.
Der hier aufgezeigte Weg ist der absolut wirkungsvollste und damit wirtschaftlichste, den es zur Zeit gibt. Wir Taubenzüchter müssen ja auch – in Zeiten wie diesen (die sicher auch nicht schnell besser werden) mit jedem Euro rechnen.
Für weitere Fragen, Wünsche oder aber sachlicher Kritik nutzen Sie – wie immer – die untenstehenden Infowege.