Re:Re: Taubengesundheit/Jungtaubenkrankheit

#10396
Anonym
Inaktiv

Hallo Zuchtfreund Schürmann!

Höchst erfreulich, das Sie sich im Forum zu Wort melden. Das tun leider viel zu wenige Züchter.
Ihre Zeilen verdienen Beachtung und Beantwortung, die ich hiermit gebe:

Zu “Ihre langatmigen Erklärungen können mich nicht Überzeugen” Bitte lesen Sie diese nochmals kritisch aber unvoreingenommen! Denn – das meine aufgezeigten Maßnahmen heute “alle Selbstverständlich sind“, stimmt nun mal nicht! Sie bestätigen dies auch gleich selbst, in dem Sie schreiben “Aus bekannten Gründen findet Rassetaubenhaltung heutzutage nur noch in Volieren statt. Diese sind in der Regel überbesetzt. “D.h. Taubenhaltung ist zu einer reinen Massentierhaltung geworden.”

Diese wenig durchdachten Äußerungen bedürfen meiner Meinung nach unbedingt einer Korrektur: Die heutige Taubenzucht pauschal als “reine Massentierhaltung” zu bezeichnen, verunglimpft die große Masse der verantwortungsvollen Züchter, die ihre Tauben im Sinne meiner “langatmigen” Ratschläge züchten. Aber – Sie haben ein Grundproblem, welches die sogenannte “Jungtaubenkrankheit” auslöst erkannt, nämlich den Überbesatz der Schläge. Dieses Übel habe ich zigmal bei den verschiedensten Gelegenheiten angeprangert und werde es weiter tun!

Zu “Impfungen“. Natürlich bin ich nicht gegen sinnvolle Impfungen. Sie haben auch Recht, das bei unseren heutigen Vorschriften eine Paramyxo-Impfung schon 2-3 Wochen nach dem Absetzen der Jungtauben schwer praktikabel darzustellen ist. Es wäre u. A. die Aufgabe des Tierschutzbeauftragten des BDRG im Zeitalter des 1 Jahres-Impfstoffes eine Neuregelung im Sinne einer früheren Taubenimpfung voranzutreiben.
Wenn Sie auch “Verbindungen” zu aktuellen Landwirtschaft” pflegen, unterliegen Sie auch hier einem, kapitalen Irrtum: Es ist (leider) keineswegs so, das “nur komplette Impfprogramme einen geforderten Gesundheitsstatus garantieren.” Sicher ersetzen Impfungen der Nutztiere spätere Behandlungen. Dafür treten aber immer neue Krankheitserreger in den Vordergrund, die – bei unsachgemäßen Haltungs- und/oder Fütterungskonzepten (wie leider auch bei unseren Tauben) den Krankheitsstatus des Bestandes wieder verschlechtern. Zwar hoffe ich auch, wie schon erwähnt, das Zfr. Kleemann mit seiner Circo-Virus-Impfung Erfolg hat. Aber zu glauben, dass damit das Problem “Jungtaubenkrankheit” gelöst sei, ist ein Holzweg, der in den tiefen, dunklen Wald führt.
Da müssen schon mein langatmigen Ausführungen helfen. Sie sind sicher unbequem und mit Überlegung und Arbeit verbunden – führen aber, konsequent durchgezogen, zum Ziel: Den robusten, gesunden Taubenbestand.

ZU “ hartnäckigen Werbung für Betz-Taubenfutte” Hierzu dies: Was so gut ist, kann gar nicht oft genug empfohlen werden. Die “halboffene Deklarierung” von höchstwertigen Futtermitteln ist heute gang und gäbe. Ob Sie das Futter mit offener Zusammensetzung “objektiv” bewerten könnten, weis ich nicht. Denn dazu brauchen Sie eine vollständige Nährstofftabelle über jede einzelne Futterkomponente (auch die Aminosäuren!) und die Kenntnis der tatsächlichen Bedürfnisse unserer Tauben in den einzelnen Abschnitten des “Taubenjahres”. Die Arbeit, dieses Wissen zu erlangen haben vor vielen Jahren Zuchtfreunde geleistet (und dem VDT zur Verfügung gestellt), um unseren Tauben ein möglichst gutes Futter bereitstellen zu können. Auch dieser immense Arbeitsaufwand wird durch die halboffene Deklaration geschützt. Vielleicht noch dies zum Abschluß: Die VDT-BETZ-Vital-Sorten bestehen ausschließlich aus Getreide und Hülsenfrüchten die in Europa geerntet wurden.

In diesem Sinn,

herzliche Grüße

Hubert

PS Habe so schnell geantwortet, weil man ja nicht wissen kann, wann das Forum “offline” geht – und ich befasse mich täglich mit der artgerechten Haltung & Fütterung von Nutztieren…