Der Elsterkröpfer heute
Der Elsterkröpfer heute
Historie
Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts, wurde der Elsterkröpfer auch oft als „Bauernkröpfer“ bezeichnet. Warum eigentlich? Für den Grund gibt es keinen gesicherten Nachweis. Vermuten lässt sich allerdings, dass das an der etwas gedrungenen Figur lag und er wegen seiner guten Zuchtfreudigkeit gern auf dem Land gehalten wurde. Sicher ist der damals gezüchtete Elsterkröpfer, mit dem Heutigen nicht mehr vergleichbar.
Gegenwart
Deshalb möchte ich meine Eindrücke und Gedanken über die Elsterkröpfer, die ich bei Bundes- und Hauptsonderschauen in den letzten Jahren gesehen habe, zu Papier bringen. Der Elsterkröpfer hat sich in den vergangenen Jahren sehr zum Positiven entwickelt.
Negative Entwicklungen durch Einkreuzungen sind ausgemerzt
Von der Führung des Sondervereins, mit dem heutigen Ehrenzuchtwart F. Schmitt und den Zuchtwarten K. Gehrmann und A. Krahl, wurden die durch Großkröpfer Einkreuzungen negativen Entwicklungen, zeitnah und in einem für die Züchter erträglichen Zeitrahmen, wieder auf die in der Musterbeschreibung vorgegebenen Vorgaben zurechtgerückt. Heute treten sie bei den ausgestellten Tieren kaum mehr in Erscheinung. So ist zum Beispiel der früher stark verbreitete Schenkeldruck, untypischer Stand, lockeres Schenkel- und Kropfgefieder bei den Ausstellungstieren kaum mehr zu sehen, auch das übergroße Blaswerk ist weitgehend Vergangenheit. Das ist sicher auch das Ergebnis der konsequenten Zurückstufung dieser Tiere durch die Preisrichter. Heute besticht ein Großteil der ausgestellten Tiere durch sicheren Stand, richtiger Körpergröße, straffem Gefieder und einem Blaswerk, das von den Tieren sicher getragen und beherrscht wird.
Zucht der Elsterkröpfer
In der Eigenaufzuchtleistung ist der Elsterkröpfer nicht schlechter als viele andere Kröpferrassen auch. Die Tiere ziehen ihre Jungen auf, wenn man sie lässt und gute Voraussetzungen dafür schafft. An seine Behausung stellt der Elsterkröpfer keine außergewöhnlichen Ansprüche. In geräumigen Nistzellen und einem nicht überfüllten Zuchtschlag fühlt sich der Elsterkröpfer pudelwohl und dankt es seinem Züchter mit Vitalität und einem zutraulichen Wesen. Sicher ist der Elsterkröpfer eine nicht leicht zu züchtende Kropftaube, aber wie Quereinsteiger aus anderen Rassen beweisen, ist ihnen der Sprung an die Spitze möglich.
Durch den Zusammenschluss des SV und der SZG im Sommer 1991 erlebte der Elsterkröpfer einen gewaltigen Aufschwung, denn in beiden Teilen Deutschlands waren nun Züchter am Werk, die ihr Handwerk verstanden. In kurzer Zeit haben es die Züchter aus der ehemaligen DDR geschafft, ihre Zuchten durch den gezielten Zukauf von Zuchttieren dem neuen Standard anzupassen und sich ganz vorne in ihren Farbenschlägen zu etablieren.
Und nun einiges zu den fünf anerkannten Farbenschlägen.
Die Schwarzen hatten vor einigen Jahren eine kleine Schwächephase. Durch den Verlust einiger führender Zuchten traten sie einige Jahre auf der Stelle. Die Täubinnen hatten etwas an Größe und Körpervolumen verloren. Dies wurde von den eingesetzten Sonderrichtern aber konsequent bestraft, so dass man heute sagen kann, die schwarzen Elsterkröpfer haben die Talsohle durchschritten und gehören momentan wieder zum führenden Farbenschlag. Die hochbewerteten Tiere bei den Sonderschauen haben eine passende Körpergröße, mit straffem Gefieder, das den überwiegend geforderten Grünglanz zeigt.
Die Züchter der blauen Elsterkröpfer und deren breite Zuchtbasis, haben meiner Meinung nach in den letzten Jahren hervorragendes in der Zucht geleistet und ihre Tiere auf einen sehr hohen Zuchtstand gebracht. Waren in der Vergangenheit die blauen Elsterkröpfer oft etwas lang in der Hinterpartie und plumper im Körper, so sieht man heute, wenn man durch die Reihen geht, bis auf wenige Ausnahmen eine große Ausgeglichenheit der Tiere, mit passender Hinterpartie, richtiger Standhöhe und den Blauen eigenem straffen Gefieder, mit viel Grünglanz im Kropfgefieder. Bei den Blauen ist jegliche Pigmenteinlagerung im Gefieder verpönt und wird von den Preisrichtern bestraft.
Die gelben Elsterkröpfer haben ihre Vormachtstellung gehalten. Dies beweisen die Bewertungsergebnisse der vergangenen Jahre bei der Hauptsonderschau. Figürlich und farblich sind die Gelben sehr ausgeglichen. Das etwas hellere Gelb, mit straffem Gefieder, ist den hochbewerten Tieren heute eigen. Die in der Vergangenheit oft zu knappe Kopfzeichnung unter dem Auge, wurde von den Züchtern in Angriff genommen und ist heute kaum noch zu sehen, weil die Sonderrichter eine etwas weitere Vorderkopfzeichnung tolerieren. Die Schwanzfarbe ist auch in den Außenfahnen der Ortfedern durchgefärbt. Bei den Täubinnen ist in diesem Punkt noch etwas Nachsicht angebracht.
Die angezogenen Hinterpartien bei den roten Täubinnen gehören zum Großteil der Vergangenheit an, auch der nicht ganz so ausgeprägte Oberkropf. Die positive Entwicklung in der Blaswerkform ist zum Teil auch den Sonderrichtern zu zuschreiben, die mit Augenmaß einige Jahre eine etwas offenere Kropffeder toleriert haben, Übertreibungen in Blaswerkgröße aber konsequent bestraft haben. Die satte rote Farbe mit überwiegend Grünglanz, ist schon viele Jahre Allgemeingut bei den roten Elsterkröpfern.
Der nach dem Zusammenschluss von SV und SZG neu hinzugekommene rotfahle Farbenschlag hat nach anfänglicher Skepsis auch im Westen seinen Züchterkreis gefunden. Die heute gezeigten Tiere können figürlich mit allen anderen Farbschlägen mithalten. Allerdings bereitet die Farbe Probleme. Dies ist vermutlich auf den großen Weißanteil bei der Elsterzeichnung zurück zu führen. Sie bedingt, dass das Bauchgefieder einen mehr oder weniger starken Blauanteil aufweist, was andererseits die Schimmelbildung in der Kropffarbe verhindert.
Über allem steht bei allen Farbenschlägen jedoch, wie bei allen anderen Kröpferrassen, die Figur mit ihrer Harmonie und den passenden Proportionen im Vordergrund. Wenn hier Wünsche auftreten, kann auch die schönste Farbe nichts mehr retten. Die Farbe steht allerdings in der Bewertungsrangfolge erst an drittletzter letzter Stelle, was (aber bei der Bewertung) häufig vergessen wird. Bei der Farbe kommt es nicht darauf an, dass das Blau, Gelb oder Rot heller oder dunkler ist, entscheidend ist die Gleichmäßigkeit der Farbe. Der persönliche Geschmack sollte bei der Beurteilung dann eigentlich keine Rolle spielen. Jedoch wird subjektives Empfinden nicht ganz auszuschließen sein, aber bei der Vergabe der Note “Vorzüglich” sollte es keine Zugeständnisse geben.
Für die Mithilfe bei der Ausarbeitung dieses Berichts danke ich E. Dopmann und F. Schmitt.
Ludwig Gehwolf
Auch nach fast 30 Jahren wird das „Geschenk“ der ehemaligen DDR von den Elsterkröpferzüchtern (und vielen anderen Züchtern und Preisrichtern) nicht verstanden. Rotfahl ist nicht nur rot, sondern insbesondere fahl. Zu rotfahl gehört (im Grundsatz) ein rötlicher Kopf. Aufgrund des geschlechtsgebundenen Erbgangs ist die Aufhellung bei Täubinnen weniger ausgeprägt, die Kopffarbe ist rot mit mehr oder weniger Blau-Grau-Tönen. Täuber = 2 x Grundfarbe = hellere Farbe mit weniger Rot- und Blau-Anteil = hellere Kopffarbe.
Der Elsterkröpfer mit seinem weißen Kopf weist am Kopfschnitt natürlich den Übergang der rotfahlen Kopf- zur weinroten Halsfarbe auf. Das ist typisch für rotfahl und hat nichts mit Schimmel zu tun. Aus demselben Grund wird auch die Bauch- und Schwanzfarbe ein Dauerthema bleiben, wenn wir nicht lernen, dass nur bei blau, schwarz, rot und gelb nach reiner bzw. satter Farbe geurteilt werden kann. Bei fahl und vielen anderen Farbtönen gehört das Verständnis für eine gewisse Bandbreite in der Färbung dazu.