Mit gestärkter Immunität erfolgreicher Ausstellen
Mit gestärkter Immunität erfolgreicher Ausstellen
Vorzügliche Ausstellungserfolge sind immer die Folge einer erfolgreichen Paarung und damit verbundenen Zuchtauswahl (Auswahl des genetischen Potentials) und einer erfolgreichen Aufzucht, was sich in der optimalen phänotypischen Ausbildung des vorhandenen genetischen Potentials zeigt. Basis aller Zuchterfolge ist dabei eine normal belastbare Gesundheit welche heute mehr denn je ganzjährig über ein leistungsfähiges und aktiviertes Immunsystem der Eltern- und Jungtiere sichergestellt wird.
Im Folgenden möchte ich Einflussmöglichkeiten auf das Immunsystem der Elterntiere (maternale Immunität) sowie der Jungtiere aufzeigen. Denn die Wissenschaft hat sich in den letzten Jahren sehr intensiv mit dem Gebiet der Aktivierung des aktiven und passiven Immunsystems beschäftigt und hat enorme Erkenntnisgewinne zu verzeichnen gehabt.
Beta-Glucane
Die Aktivierung des Immunsystems durch Beta-Glucanen ist bei regelmäßiger Fütterung schon sehr gut belegt worden. Durch die Fütterung erreicht man eine erhöhte Anzahl an immunkompetenten Zellen im Blut (weiße Blutkörperchen). Diese spielen eine bedeutende Rolle in der Organisation des Immunsystems. Weiterhin ist belegt, dass nach einer Fütterung mit diesen ß-Glucanen eine erhöhte Alarmbereitschaft und somit eine bedeutend schnellere Immunantwort des Körpers erreicht werden kann. Eine schnelle Antwort des Immunsystems ist bei Neuinfektionen wie sie z.B. während Ausstellungen oft vorkommen enorm wichtig. Ebenfalls ist es vor Impfungen und in der gesamten Aufzuchtphase sehr empfehlenswert, dass Immunsystem über Beta-Glucanen zu aktivieren, da deutlich mehr Antikörper gegen pathogene, also krankmachende Keime gebildet werden. Weiterhin ist nach einer Fütterung dieser Stoffe die Phagozytose deutlich erhöht, also die Entsorgung krank machender Keimen auf Zellebene. Dies rechtfertigt ebenfalls die Fütterung von Glucanen auch während und nach einem Infektionsausbruch.
Allicine (Knoblauch), eine funktionelle Substanz
In der Taubenhaltung haben sich neben den Beta-Glucanen auch schon die funktionellen Aromen (ätherische Öle, Kräuterelixiere etc.) sehr bewährt. Eins davon ist das oft beschriebene Allicin, der aktive Wirkstoff des Knoblauchs, der aus der Vorstufe Alliin mithilfe des Enzyms Allinase gebildet wird. Leider ist Allicin nicht lange stabil und zerfällt z. B. in Flüssigkeiten wie dem Trinkwasser bei Raumtemperatur schon nach kurzer Zeit und ist dann unwirksam. Aufgrund dessen hat sich die technologische Behandlung des Knoblauchs mittels der Gefriertrocknung bewährt, da somit das stabile Alliin erhalten bleibt. Das nach der Fütterung aus dem Alliin gebildete Allicin wirkt dann stark bakterizid gegen E. Coli und Salmonellen, schont aber gleichzeitig die positive Darmflora wie z. B. Laktobazillen.
Pulvercellulose vergrößert den Darm
Die Fütterung von darmaktiver Pulvercellulose zeigte bei einigen Untersuchungen an verschiedenen Tierarten einen enormen Einfluss auf den Darm in der Form, dass mit Pulvercellulose versorgte Tiere mit einer Verlängerung der Darmzotten reagieren und somit für eine verbesserte Futterverwertung sorgen. Dieser Vorteil der Fütterung darmaktiver Pulvercellulose ist durch die Erhöhung der Enzymaktivität des Verdauungssystems noch gekennzeichnet. Durch die gesteigerte Futterverwertung stehen also weniger Nährstoffe für den Stoffwechsel der im Darm vorhandenen pathogenen Keime zur Verfügung, welche dadurch indirekt ausgehungert werden. Dies ist insbesondere beim Ausbruch der Jungtierkrankheit von enormer Bedeutung und Vorteil. Wir wissen auch, dass 70% des Immunsystems im Darm liegt und mit einer Vergrößerung der Darmoberfläche wird nicht nur die Nahrung besser verdaut, sondern damit wird auch die Oberfläche des aktiven Immunsystems vergrößert und damit auch die Widerstandsfähigkeit unserer Tauben. Deswegen ist für die Entwicklung eines gesunden Immunsystems, von welchem die Tauben nicht nur im Geburtsjahr profitieren, eine Fütterung von darmaktiver Pulvercellulose sehr empfehlenswert.
Für die Gesunderhaltung von Rassetauben sind ß-Glucane, Pulvercellulose und Allicin also sehr gute „Werkzeuge“, um die Immunität im Darm zu unterstützen. Da die Tauben besonders während des Federwechsels und Vorbereitung zur Ausstellungssaison und vor allem dann während der Ausstellungen selbst großem Stress ausgesetzt sind, ist es sinnvoll, ihnen bei der immunologischen Stressbewältigung frühzeitig zu helfen.
Daher empfiehlt sich eine frühzeitige Fütterung von Kombinationen immunaktiver funktioneller Zusatzstoffe für unsere Rassetauben.
Alfred Berger, Berger@roehnfried-hesse.de
Anmerkung/Erläuterung:
Die verwendeten Begriffe Beta-Glucane und Pulvercellulose sind evt. einigen Züchtern nicht geläufig, darum eine sehr kurze Erläuterung der Redaktion.
Beta-Glucan (ß-Glucan) gehört zu den pflanzlichen Ballaststoffen und kommt reichlich in Zellulose, Pflanzen wie Hafer und Gerste sowie in Hefe, Pilzen, Algen vor und wird aus diesen hergestellt. Z.B. Der Hersteller des Hafer-Beta-Glucans ist Spezialist für die Herstellung von wasserlöslichen, hoch-standardisierten (1,3)-(1,4)- Hafer-Beta-Glucanen (HarkePlus OatDex). Dabei verwendet man eigene, patentierte Produktionstechnologien zur Fraktionierung der Getreide
Pulvercellulose, Cellulosen sind unlösliche Ballaststoffe, geschmacks- und geruchsneutral, völlig inert, ohne sensorische Beeinflussung und bieten beste Voraussetzungen für eine hervorragende Verarbeitbarkeit. Pulvercellulosen haben einen Ballaststoffgehalt von bis zu 98%.
Uns alle ist bekannt, dass für eine gute Ernährung, aber auch für eine erfolgreiche Tierernährung ausreichend Ballaststoffe notwendig sind. In der Tierernährung spricht man von Rohfaser.
In der Intensivtierhaltung macht uns die Bereitstellung von Rohfaser zunehmend Sorgen. Rohfaserreiche Getreidesorten wie z.B. Hafer ist zu wenig ertragreich und auch schwieriger in der Bestandsführung in den intensiven Fruchtfolgen und wird darum fast nicht mehr angebaut.
Darum kommt/kam die meiste Rohfaser in der Tierernährung aus den Schalen von Weizen, Sonnenblumen, Sojabohnen und Grascobs, Trockenschnitzel u.a. Durch die intensiven Fruchtfolgen sind immer mehr von diesen “Kleien” mit Fusarien und auch anderen Schadstoffen, die sich natürlich überwiegend auf den Schalen befinden, über dem Grenzwert belastet, und stehen darum für die Tiernahrung nicht mehr zur Verfügung.
Somit weicht man notgedrungen auf Rohfaser aus Cellulose, ein lineares Polysaccharid, welches als Zellwandbestandteil in Baumwolle oder Flachs zu über 90% vorkommt und in Holz zu etwa 40 bis 50% enthalten ist, aus.
Als normaler Bürger fragt man sich, warum z.B. Vollkornbrot oder Vollkornmehl teurer ist, als “Normalware”. Übrigens sind auch unsere Taubenmischfutter mit höherem Rohfaseranteil in der Regel die teureren Mischungen! Z.B. Günstigere Mischung: 4,82% Rohfaser, Hochpreisigere Mischung: 5,96% Rohfaser, vergleichen Sie selbst bei ihrem nächsten Einkauf. Informieren Sie sich, z.B. im Netz, grundsätzlich über ihre neuen Produkte für Eure gefiederten Lieblinge, egal ob Datteln oder Ähnliches, und testen sie es immer nur an einem Teil ihres Bestandes.
Warum muss “Gesundheit immer teurer sein” ?
Wünsche allen eine erfolgreiche Jungtaubenaufzucht.
Reinhard Nawrotzky