Holunder als Taubenfutter?
Bakterien und Viren in der Rassegeflügelzucht
Dies ist ein komplexes Thema und wir wollen mit diesem Beitrag aber nur einen kurzen Überblick geben und auf einiges Hinweisen oder auch Tipps geben.
Bakterien spielen sowohl im menschlichen Körper und im Tierkörper eine große Rolle. So leben im Darm eine Vielzahl von Bakterien, die zusammen die verdauungsfördernde Darmflora bilden.
Bakterien sind überall, im Wasser, im Boden, in der Luft. Sie leben in an und auf Pflanzen und Tieren. Die meisten brauchen keinen Sauerstoff zum Leben, andere wohl es gab sie schon vor mehr als 3 Milliarden Jahren.
Bakterien können die verschiedensten Krankheiten verursachen. Hier wurde ja auch schon viel u.a. über die Jungtaubenkrankheit veröffentlicht.
Bakterien sind winzig klein. Denken Sie sich einen Millimeter in 1000 Teilen geteilt, so klein sind die meisten. 500 verschiedene Mikrobenarten hat man im Darm. Alle jungen Tauben kommen z.B. steril zur Welt. Die Schleimhäute sind frei von Lebewesen und sie sind deshalb ungeschützt. Sofort nach dem Schlüpfen dringen die ersten Mikroben durch die Öffnung im Bauchraum, die nach dem Einzug des Dottersackes kurzzeitig bleibt. Mit dem ersten Kröpfen übergeben die Eltern mit der Kropfmilch Milliarden Bakterien an die Jungen. Es müssen hilfreiche und gutartige Bakterien sein, die nun die Schleimhäute besiedeln. Und das muss schnell gehen. Es bildet in wenigen Tage eine dichte Flora, wir nennen sie Kropf- und Darmflora. Die Jungen sind nun geschützt. Dies zu den Bakterien.
Kommen wir nun im speziellen zum Holunder einer Pflanzengattung in der Familie der Moschuskrautgewächse, die uns bei der Virenbekämpfung helfen kann.
Holunder ist in Mitteleuropa seit Jahrtausenden bekannt. Holunder wurde im Altertum mit Ärzten und Medizin in Zusammenhang gebracht, im Mittelalter mit Magiern und Hexen und in der Neuzeit, genauso wie in der Steinzeit, als Naturheilmittel verwendet. Der die menschliche Kultur begleitende Holunder gilt allgemein als Apotheke Gottes. Für die die Tiere, und hierbei speziell die Vogelwelt, ist der Holunder seit Urzeiten eine beliebte Beerenfrucht. So mancher violetter Vogelklecks auf dem Autodach oder Straßenasphalt zeugt unverwechselbar von dieser Nahrungsquelle.
Nicht weniger bedeutungsvoll ist der Holunder für die Tauben-, Hühnerhaltung. Seine enormen Vitamin- und Mineralstoffgehalte machen ihn überaus wertvoll als Wildfrucht oder kultivierte Art. Weil Tauben/Hühner Holunderbeeren gerne fressen, ist die Holunderfrucht als Futterquelle besonders gut einsetzbar.
In einer Zeit, in welcher man die Schadwirkungen von Medikamenten und verschiedenen Zusätzen in Lebens- und Futtermitteln kennt, distanzieren sich immer mehr Menschen von der reinen Chemie und wenden sich der Biochemie der Naturheilstoffe in Wild- und Kulturpflanzen zu. Hier hat der Holunder eine herausragende Rolle inne.
Die Vogelgrippe ist in aller Munde und damit auch die Infektion des Huhnes durch Viren. Neue Medikamente kommen auf den Markt, welche die grippalen Virusinfektionen lindern helfen sollen. Diese Substanzen bekämpfen die Viren. Holunder arbeitet seit Jahrtausenden nach dem gleichen Prinzip wie diese neuen Medikamente – allerdings ohne Nebenwirkungen.
Um die Wirkungsweise der neuen Medikamente bzw. des Holunders zu verstehen, bedarf es der Kenntnis des Infektionsweges von Viren. Viren können sich nicht selbst vermehren. Sie brauchen dazu eine andere Zelle, z. B. die der Taube, des Huhnes oder des Menschen. In dieser Zelle wird der Zellkern, welche alle Lebensfunktionen der Zelle steuert, umprogrammiert. Anstatt die Lebensfunktionen der Zelle sicherzustellen, produziert der Zellkern nach der Umprogrammierung durch den Virus neue Viren.
Holunder bekämpft Viren
Holunderbusch mit unreifen Holunderbeeren, er liefert nicht nur beste Früchte, sondern spendet für alle Kleintiere wertvollen Schatten.
Für die allgemeine Fitness sind Holunderbeeren ein erstklassiges Futtermittel. Vor allem gegen Viruserkrankungen helfen die Wirkstoffe der Beeren.
Sinn eines Schutzes gegen Viren ist es, das Abwehrsystem des Geflügels derart zu stärken, dass Viren bereits vor dem Angriff auf Zellen des Geflügels zerstört werden.
Der Holunder verfügt über bestimmte Eiweißstoffe, vornehmlich in den Beeren und der Rinde, die Verklebungseigenschaften mitbringen. Man nennt diese Eiweiße Lektine. Damit schützt sich der Holunder vor dem Befall von schädlichen Keimen, u. a. Viren. Wissenschaftlich nachgewiesen ist inzwischen, dass diese Lektine auch Grippeviren bekämpfen, die Mensch und Tier befallen.
Das bedeutet nicht, dass Holunder einen absolut sicheren Schutz gegen Viruserkrankungen bietet, aber einen nebenwirkungsfreieren als mit der neuen Medikamentengeneration hat man allemal. Es wird inzwischen Holundersirup hergestellt.
Über ihn wird berichtet, dass er besser als jedes Medikament mit sicherem Erfolg sieben Arten von Grippeviren bekämpft. Das gilt auch für die heimischen Geflügelbestände, die in der Holunderzeit auf natürliche Art und Weise vor Viruserkrankungen geschützt werden und das Immunsystem allgemein gestärkt wird. Da Holunder sehr viele Vitamine und Mineralien besitzt, entfaltet der Holunder eine besonders intensive Schutzwirkung, denn das Immunsystem lebt von Vitaminen und anderen Wirkstoffen sowie Mineralien.
Natürliche Heilmittel haben eben eine Rundumwirkung.
Die Wirkstoffe der Holunderbeeren helfen nicht nur um die Fitness zu stärken, sondern unterstützen auch den Gesundheitseffekt während der Entwicklung und Mauser.
Diese Rundumwirkung wird ersichtlich, wenn man die Wirkungsweisen anderer Pflanzen mit einbezieht. Ist nämlich der Schutz der körpereigenen Zellen nicht ausreichend, werden sie in reduziertem Maße durch die Viren angegriffen. Eine Futterkombination aus Knoblauch und Holunder bewirkt, dass die Tätigkeit bestimmter Grippeviren lahm gelegt wird und nicht lahm gelegte Viren nachhaltig bekämpft werden können.
Dennoch hat der Holunder ein gewaltiges Defizit. Seine Früchte trägt der Holunderbaum dann, wenn man gemeinhin keine Probleme mit Viren hat. Deshalb sollte ein Züchter Holunderbeeren nicht nur saisonbedingt zur Stärkung der Abwehrkraft verfüttern, sondern auch für die „gefährliche“ Zeit konservieren. Der begleitende Knoblauch steht Gott sei Dank immer zur Verfügung.
Holunderbeeren kann man einfrieren und dann aufgetaut den Tauben/Hühnern als Schutz täglich anbieten oder zumindest in der Zeit, in welcher eine erhöhte Infektionsgefahr (z. B. nasskaltes Wetter) besteht. Holunderbeeren kann man auch trocknen. Dazu werden die reifen Beeren mit einer Gabel von den Dolden befreit und auf einem unbedruckten Papier zur Trocknung ausgelegt. Dies geschieht bei Zimmertemperatur an einem schattigen Ort. Nach einiger Zeit der Vortrocknung kommen sie in den Backofen und werden bei maximal 40 Grad Wärme (besser weniger) fertig getrocknet. Getrocknete Beeren kommen in gut verschließbare Behältnisse (Dosen, Büchsen). Die Beeren können in infektionsgefährdeten Zeiten verfüttert werden oder werden für eine Zubereitung als Tee herangezogen, der nicht nur für Menschen, sondern auch für Hühner, Tauben und andere Vögel gut ist.
Für einen Holunderbeertee gibt man 10 Gramm Holunderbeeren auf 150 Milliliter kaltes Wasser. Diese Mischung bleibt für einige Minuten stehen und wird langsam zum Kochen gebracht. Nach kurzem Aufkochen lässt man den Tee 5 bis 10 Minuten ziehen, um ihn anschließend abzuseihen. Jetzt ist er für Hühner einsetzbar. Den Tee erhalten sie für zwei Tage, danach gibt es für zwei Tage klares Trinkwasser, dann wieder Tee usw. Holunderbeertee gilt übrigens auch als ausgezeichnetes Magen-Darm-Mittel.
Auch mit Holunderblüten und Holunderrinde gibt es wirksame Tees, die den Viren intensiv zusetzen und den Organismus der Taube/des Huhnes schützen. Bei den Tees können natürlich auch Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Heilkräutern wie Thymian, Weidenrinde, Pfefferminz usw. angewendet werden.
Holunderbeeren können zudem als Marmelade (Mus) verarbeitet werden. Neben einem gesunden Brotaufstrich kann das Mus natürlich auch als Weichfutterzusatz dienen. Mit der Marmeladenherstellung hat man eine weitere gute Möglichkeit, Beeren für die Winterszeit zu konservieren. Allerdings können bei der Marmeladeherstellung durch die hohen Temperaturen wärme– bzw. hitzesensible Stoffe zerstört werden. Dennoch ist eine Holundermarmelade im Weichfutter besser als keine. Und nicht vergessen: Knoblauch sollte bei jeder Verabreichung von Holunder – und sei es auch zeitlich versetzt – mit von der Partie sein.
Neben den Virus bekämpfenden Funktionen und den Immunsystem stärkenden Vitaminen und Mineralien hat der Holunder noch eine Vielzahl an sekundären Pflanzenstoffen. Dazu gehören vor allem ätherische Öle. Beim Holunder sind bislang über 30 ätherische Öle bekannt. Sie wirken entzündungshemmend, fördern die Schleimabsonderung, beruhigen die Nerven, wirken entwässernd, regen die Leber und Galle an (Entgiftung und Absonderung von vitaminaufnehmenden Substanzen) und bekämpfen Bakterien, indem sie ihre krankmachende Wirkungen hemmen oder zum Tod der Bakterien führen.
Holunder hat eine besondere Bedeutung in der Tauben-/ Hühnerfütterung. Er kann ein ganz wertvolles Hilfsmittel bei der Gesunderhaltung erlangen.
Michaela und Heike Huber, Leitung Zuchtbuch Bayern
Danke an die Zuchtbuchleitung, die uns diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat. Er wurde in den Züchterschulungen 2018 in Bayern vorgetragen.
Praktische Holunderfütterung
Am Donnerstag, den 13.09.2018 postete Zuchtfreund Christian Duchow aus Zottel in der Gruppe „Taubenzüchter (deutschsprachig)“ das Video über seine Taubenfütterung.
In der von Marius Matz ins Leben gerufenen Gruppe tauschen sich derzeit 4.113 Mitglieder über alle möglichen Dinge der Taubenzucht aus.
Sehr interessant die ausschließlich positiven Erfahrungen der Zuchtfreunde über die Holunderfütterung.
https://www.facebook.com/zottelrock.pieverstorf/videos/1526051464207494/
Auf den Link klicken, dann das Video abspielen. Mann kann unten rechts auch Ton und Größe verändern.
Danke auch an NABU, die uns die Genehmigung erteilt hat, ihren Link zu Holunder hier auf unserer Homepage zu veröffentlichen!
http://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/essen-und-trinken/natur/02698.html
Liebe Leser,
als ich in meiner Lehrzeit (1975) mit der Zugmaschine einen Holunderstrauch umfuhr, bekam ich eine anständige Belehrung meines Lehrherrn, da das nicht akzeptabel sei. (Dachte,Holunder wäre ein nutzloser Strauch!)
Jetzt im Zuchtbuchvortrag erinnerte ich mich wieder an damals.
Von den ersten reifen Beeren bereitete meine Frau Sirup (Stundenlohn im Cent – Bereich! – sehr arbeitsintensiv) , den unsere Tauben sehr gerne fressen. (An Körner gebunden)
Wirkung bei unseren Tauben noch völlig offen, denn bis zum heutigen Tag strotzt der Bestand “noch” vor Vitalität. Und wir hoffen es bleibt so wie auch 2017!