Chance nutzen und Mitglieder gewinnen
Chance nutzen und Mitglieder gewinnen
Grüne Woche Berlin 2019: Mit guten Ideen ans Hobby heranführen
Die Fragen wiederholen sich, wenn es darum geht, dass sich Menschen Hühner anschaffen wollen. Hier eine kleine Sammlung: „Wie groß müssen Stall und Auslauf sein? Was ist besser, ein Holzstall oder eine aus Kunststoff? Wo bekomme ich Hühner oder Zwerghühner her? Muss ein Hahn dabei sein, damit die Hennen Eier legen? Wie erfolgt die Anmeldung bei Tierseuchenkasse und Landkreis? Wo kann ich meine Tiere impfen lassen? Wie alt werden Hühner und wie lange legen diese?“ Es ist völlig gleich, wo man die Interessierten trifft, ob bei einer Veranstaltung des Ortsvereins, bei einer Vorführung in der Schule, im Kindergarten oder bei der Grünen Woche in Berlin.Dort haben das BDRG-Präsidium und der LV Brandenburg-Berlin gemeinsam einen Stand betrieben. Zwei große Hühnervolieren, besetzt mit Holländischen Haubenhühnern und Zwerg-Wyandotten, eine bunte Taubenvoliere mit Rassen aus Berlin und Umgebung sowie eine Voliere mit Japanischen Zwergwachteln wirken wie ein Magnet. Fleißig machen die beiden Hähne durch Krähen aufmerksam.
Vertreter des Landesverbandes und des Präsidiums führen Kindergartengruppen und Schulklassen, stehen Eltern mit Kindern und Einzelpersonen Rede und Wort, verteilen Broschüren und Lehrschriften, suchen Adressen von Züchtern bestimmter Rassen aus Katalogen von großen Ausstellungen.
Das Interesse ist da, es wächst – doch nicht in allen Vereinen kommen die neuen Züchter oder Halter an. Dabei brauchen wir jedes einzelne Mitglied, denn Politiker schauen allein auf Mitgliederzahlen, denn das sind Wählerstimmen. Wer viele Mitglieder hat, kann mit der Unterstützung der Politiker rechnen. Wenn die Zahlen sinken, verliert eine Organisation an Wichtigkeit und gesellschaftlichem Ansehen – zumindest auf der politischen Schiene.
Einige Vereine im Lande wachsen ungebremst. Der Vorstand und die Mitglieder verstehen es, zu werben und die Neumitglieder einzugliedern. Wer das Gefühl vermittelt, sich zu kümmern, hat meist schon gewonnen. Vorbei muss die Zeit sein, in der ältere, gestandene Züchter naserümpfend auf Anfänger oder gar Halter herunterblickten. Was soll jemand machen, der in einem Wohngebiet lebt und keinen Hahn halten kann, weil dies Nachbarn stört? Die Lösung für viele, sieht so aus: „Ich holen mir im Spätsommer oder im Herbst Hennen einer alten Rasse von einem mir bekannten Züchter. Alle drei Monate lasse ich meine Tiere im Rahmen der Vereinsimpftermine mit impfen.“
Will man die Halter in das Vereinsleben integrieren, ist es wichtig, dass man sie dort abholt, wo ihr Wissensstand ist. Sie werden sich weniger für Vererbung interessieren, aber wie sie ihre Tiere richtig halten und ernähren, worauf zum Beispiel in der warmen Jahreszeit zu achten ist, wenn die Vogelmilben unterwegs sind, was man vorbeugend gegen die Quälgeister tun kann, das wird sie interessieren. Natürlich werden die Halter auch zuhören, wenn über Vererbung gesprochen wird, wenn Aussteller von Schauen berichten, bei denen sie waren. Das sollte kurz abgehandelt werden und möglichst Neugier wecken.
Noch wichtiger sind jedoch Veranstaltungen zu denen die neuen Mitglieder mit ihren Familien eingeladen werden. Ein schönes Sommerfest bei dem in Schauvolieren einzelne Stämme oder auch nur die im Herbst erworbenen, gut gepflegten Hennen gezeigt werden. Ein Streichelzoo, Spiele für die Kinder, Kaffee, Kuchen, Gegrilltes für die Erwachsenen, vielleicht auch ein Skat- und Knobelabend, um die Geselligkeit zu pflegen. Im Herbst die Ausstellung in Verbindung mit einer Einladung an Kindergarten und Schule – Biologieunterricht vor Ort, so zu sagen. „Vom Ei zum Küken“, ein interessantes Thema und dazu das Erlebnis des Küken-Schlüpfens im Schaubrüter.
Wir müssen lernen, die Menschen an der Hand zu nehmen und zu unserem Hobby zu führen. Dazu bedarf es einer gehörigen Portion Geduld, Durchstehvermögens und vieler Erklärungen, denn großes Wissen über Natur und Tierwelt sind kaum noch zu finden.
„Meine Oma hatte auch Hühner“, ein Satz den man oft hört, der aber nicht voraussetzt, dass bekannt ist, wie die Oma ihre Hühner gehalten, gefüttert und in der Küche zubereitet hat, geschweige denn, wie die Großmutter ihre Hühner vermehrt und die Küken aufgezogen hat.
Die Imker haben die Zeichen der Zeit verstanden, sie haben Interesse geweckt und gewinnen täglich neue Mitglieder dazu. Schulungen werden angeboten, die das nötige Fachwissen vermitteln. Paten nehmen sich der Neulinge an, helfen ihnen beim Aufbau des neuen Hobbys.
Von erfahrenen Züchtern angebotene Kurse bei der Volkshochschule haben einigen Geflügelzuchtvereinen neue Mitglieder beschert. Wenn nicht über die Volkshochschule, wie wäre es mit einem Angebot des Vereins? Einen Tag der offenen Tür bei verschiedenen Vereinsmitgliedern, wo auch mal ein Blick hinter die Kulisse gewährt wird. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die helfen können, das Hobby Geflügelzucht bekannter zu machen.
Peter Jahn