125 Jahre Hannoversche Tümmler „Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft“
Als vor 125 Jahren die Züchter der Hannoverschen Tümmler die Gründung des Sondervereins ins Auge gefasst haben, haben sie wesentlich zum Erhalt dieser damals noch aktiv fliegenden Hoch- und Soloflieger bekannten Taube beigetragen. War zunächst nur die Flugleistung Schwerpunkt der Zucht, so gab es doch schon auch zu jener Zeit Linien, die denen die Züchter auf einheitliche Rassemerkmale achteten. Als dann in den Anfängen des 20.Jahrhunderts das Ausstellungswesen zunahm, wurden auch aus den zunächst als reine Flugtauben gezüchteten Hannoverschen Tümmlern, schmucke Ausstellungstauben.
Unsere Hannoverschen Tümmler kamen vor über 200 Jahren auf dem Seeweg aus dem Persisch-Indischen Raum in unsere Region und tragen heute als eine von 3 Tierrassen den Namen unserer Landeshauptstadt.
Die Züchter in Hannover, Hildesheim und Celle formten eine Taube die bis zum heutigen Tage fast unverändert in ihrem Erscheinungsbild geblieben ist.

Der Hannoversche Tümmler war früher die Taube der kleinen Handwerker und Handwerksmeister die die Tauben auf den Dachböden der Häuser in den 3 Städten züchteten und sich an ihren Hochflugkünsten erfreuten.
Es wurden zunächst nur Weißaugen gezüchtet, später kamen dann Rotaugen (wahrscheinlich durch Einkreuzungen von Indianern) und Stahlaugen hinzu.
Bis zu den Weltkriegen ging es stetig bergauf mit der Zucht der Hannoverschen Tümmlern, allerdings nur im Raum des ehemaligen Königreichs Hannover. Darüber hinaus konnte sich unser schöner Tümmler nicht nachhaltig ausbreiten.

Als dann der 1. Weltkrieg ausbrach erlebte die Zucht der Hannoverschen Tümmler einen herben Rückgang. Durch Arbeitslosigkeit und Futterknappheit gaben viele Züchter die Zucht auf oder züchteten fortan Brieftauben oder andere Tauben die felderten und sich ihr Futter selbst suchten. In dieser Zeit spalteten sich auch zwei Gruppen ab und gründeten Sondervereine in Hildesheim und Algermissen. 1934 kehrten bei Gruppen wieder zum Hauptverein zurück und seitdem gibt es nur noch einen Sonderverein.
Im folgenden zweiten Weltkrieg wurden Hannover und Hildesheim fast vollständig zerstört und viele Zuchten und fast alle SV -unterlagen gingen verloren. Trotzdem war die Rasse nicht gänzlich verloren, da sich 7 Züchter nach dem Krieg zusammenfanden und den Neuaufbau voran trieben.
Kontinuität in der Sondervereinsführung und der starke Zusammenhalt der Züchter des Hannoverschen Tümmlers zeichnet den Sonderverein besonders aus. So gab es seit 1935 erst sechs verschiedenen 1. Vorsitzende, aktuell wird der Sonderverein mit seinen 34 Mitgliedern, durch Martin Asche aus Eldagsen geführt.
In unserem SV werden Weißaugen, Rotaugen und Stahlaugen gezüchtet, wobei sich die Farbe nicht direkt auf das Auge sondern auf den Augenrand bezieht Weißaugen haben einen weißen Rotaugen einen roten und Stahlaugen einen bläulich dunklen Augenrand. Die Gefiederfarben und Zeichnungen der Weiß und Rotaugen sind identisch, lediglich die Stahlaugen sind nur in weiß anerkannt. So betreut der Sonderverein rund 30 Farbenschläge und Zeichnungsmerkmale.
Wir führen jedes Jahr eine Hauptsonderschau, die meist einer anderen Rassegeflügelschau angeschlossen ist und weitere Sonderschauen, auch auf den Bundesschauen, durch. Zudem findet neben der obligatorischen Jahreshauptversammlung, in jedem Jahr ein Züchterstammtisch statt, bei dem eine richtungsweisende Tierbesprechung durch die Sonderrichter und den Zuchtwart statt.
Wie schon in früheren Zeiten kommt der Großteil der Züchter aus dem Einzugsgebiet rund um Hannover, jedoch gibt’s es mittlerweile auch Zuchten in Schleswig-Holstein, Nordhessen und dem östlichen Niedersachsen. Aber auch in in Schweden, Litauen und Serbien gibt es Züchter unserer Hannoverschen Tümmler.
In der Stadt Novi Sad in Serbien gibt es so viele Züchter, dass sich dort ein eigener Sonderverein gründetet hat. Ein Gastarbeiter soll sich etwa zu der Zeit des 1. Weltkrieges in Hannover aufgehalten und an unseren Tauben gefallen gefunden haben. Er nahm einige mit in seine Heimat und auch andere Züchter konnten sich für sie begeistern. Vor einigen Jahren reisten 3 unserer Züchter auf Einladung nach Novi Sad und tauschten Erfahrungen aus. Zuchten von bis zu 300 Tauben, aber ausschließlich Weißaugen, sind dort keine Seltenheit und werden fast ausschließlich im Freiflug gehalten.

Waren Ende der neunziger und Anfang der Zweitausender Jahre noch Meldezahlen von weit über 250 Tauben auf den Hauptsonderschauen die übliche Meldezahl, so erreichen wir aktuell nur noch eine Meldezahl zwischen 120 und 150 Tauben und das obwohl die Mitgliederzahl kaum Schwankungen unterliegt. Jedoch. haben auch wir damit zu kämpfen, dass nicht alle Mitglieder ihre Tauben auch auf den Sonderschauen präsentieren. Der Kosten- und Zeitfaktor spielt dabei, wie bei vielen anderen Rassen auch, eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Der aktuelle Rassestandard hat sich seit der Erstellung kaum und nur in Nuancen geändert, so dass wir unsere Hannoverschen Tümmler noch genau wie die Urväter der Hannoverschen Tümmler züchten. Aktuell haben die Weißaugen einen kleinen Vorsprung was Typhaftigkeit und dass klassische Kopfprofil angeht. Hier müssen die Rotaugen, die lange Zeit führend im Zuchtstand und auch in der Menge auf den Ausstellungen waren, wieder aufholen. Sehr traurig sieht es aktuell um die Stahlaugen aus. Diese werden zwar durch einige Züchter gehalten aber im Moment selten gezeigt.
Was wünschen wir uns für die Zukunft? Diese zuchtfreudige und in der Haltung sehr dankbare Tümmlertaube, hat es sicherlich verdient, auch in Zukunft noch unser Ausstellungswesen zu bereichern.
Leider werden bei dieser Vielzahl an Farbenschlägen und Zeichnungsvarianten die meisten Varianten nur von ein oder zwei Züchtern gezüchtet und darum hoffen wir das wir den ein oder anderen Züchter für unsere Rasse gewinnen können damit unsere Heimtrasse nicht eines Tages verschwindet und wir den Hannoverschen Tümmler in seiner ganzen Schönheit nur noch auf Bildern betrachten können.
Wer also altes Kulturgut mit erhalten möchte und sich für den Hannoverschen Tümmler begeistern kann, der ist im Sonderverein der Züchter Hannoverscher Tümmler genau richtig. Wir stellen gerne den Kontakt zu den Züchtern her. Bei Fragen wenden sie sich gerne an den:
Vorsitzenden Martin Asche Lange Str. 13, 31831 Eldagsen, Tel.: 0157/550373874
oder den
Zuchtwart Dirk Laumann Taubenweg 21, 29379 Wittingen, Tel.: 0176/47717319.
