Wasser – das wichtigste Nahrungsmittel – auch für unsere Tauben
Automatisches Tränkesystem für Tauben.
Sehr geehrte Zuchtfreunde, spätestens in der Urlaubszeit stellt sich die Frage wer versorgt die Tiere und wie kann man den „Betreuern“ das Leben so einfach wie möglich machen. Für alle Berufstätigen oder Jene die ihre Tiere nicht am Haus haben stellt sich die Frage das ganze Jahr über, wie kann ich meine Tiere mit geringem Aufwand mit frischem Wasser (und Futter, dazu ein andermal mehr) versorgen.
Ich bin selbständig mit einer 6 Tagewoche (60 Stunden Arbeitswoche + Fahrzeiten + X) und habe die Tauben auf einer Vereinsanlage, welche ca. 50 km von meinem Wohnort und 40 km von meinem Geschäft entfernt ist. So versorge ich meine Tauben durchschnittlich 2x die Woche abends. Als Erzüchter der Bayerischen Hochflieger komme ich nicht um eine größere Anzahl von Tauben hin, da langfristig einen größerer Genpool zu halten ist, da Zukäufe nicht möglich sind.
Damit ist klar größtmögliche Effektivität und Zeitmanagement sind gefordert, und wenn ich bei meinen Tieren bin, will ich nicht die Zeit damit verschwenden Tränken zu tauschen und zu säubern.
So bin ich nach Jahren der Suche im Internet auf die Nippeltränkensysteme bei Wirtschaftstauben gestoßen. Die Nippeltränken werden allerdings nicht für Tauben, sondern für Hühner bzw. Geflügel angeboten. Auf Anfrage meinten die Anbieter: für Tauben seien die Nippeltränken nicht geeignet, zumindest wissen sie davon nichts / auf den Bildern fremdländischer Wirtschaftstaubenfarmen waren jedoch eindeutig Nippeltränken zu sehen.
Damit war für mich klar, das wird probiert: also habe ich bei der Firma Breker alles Nötige bestellt und aufgebaut. So dass ich es erstmals zur JHV des Deutschen-Hochflug-Clubs 2013 in Straubing der Öffentlichkeit präsentieren konnte.
Wie realisiert man ein Nippeltränkensystem:
- Man benötigt einen Wasseranschluss
- An diesen schlisst man den Wassertank (in ca. 1m Höhe über den Nippeln= 0,1 bar) als Druckminderer an, dies ist ein kleiner Wassertank der wie eine WC-Spülkasten voll läuft und dann abriegelt (Nebenbemerkung ein gewöhnlicher Druckminderer funktioniert nicht. Dieser Druck reicht bei mir für die 30 m lange Leitung durch die verschiedenen Abteile)
- An den Wassertank schließt man einen schwarzen Schlauch an der zum ersten Rohr mit Nippeln führt. Dann folgen abwechselnd Schlauch und Rohre in einer Linie.
- Eine Linie weil ich am Ende ein druckloses Magnetventil angebracht habe. Dies öffnet Temperatur gesteuert (Universal-Thermostat „UT 200“) falls die Wassertemperatur zu hoch (bis 35 Grad sind für meine Tauben kein Problem) oder zu tief wird (unter 1,5 Grad, damit die Leitung nicht einfriert. Leichte, kurzzeitige Fröste bis ca. -2,5 Grad sind so überbrückbar). Frisches Wasser läuft nach und bringt das Wasser im System wieder in den richtigen Bereich.
- Durch den schwarzen Schlauch, den schwarzen Wassertank und die braunen Rohre in welche die Nippel eingeschraubt sind, erhitzt das Wasser bei Sonneneinstrahlung im System sehr schnell. Deshalb habe ich über den Schlauch einfach eine weiße Isolierung aus dem Heizungsbau und über den Wassertank einen weißen Sack gezogen, mit adäquater Farbe ließen sich auch die Rohre hell streichen. Vor allem die weiße Isolierung der schwarzen Schläuche ist bei Sonneneinstrahlung unerlässlich! Sonst hat das Wasser schnell über 60 Grad.
- Die Rohre mit den Nippeln für die Alttauben hänge ich auf die Höhe, die für meine Tauben bequem im stehen erreichbar Manche Tauben sitzen beim Trinken auch gerne auf dem Rohr und beugen sich nach unten. Da die Alttauben nur direkt von den Nippeln (keine Rundschalentränken) trinken, können diese von auf den Rohren sitzenden Tauben nicht verschmutzt werden, damit spanne ich hier keine Drähte über die Rohre.
- Über die Rohre im Babyabteil mit den frisch abgesetzten Jungen ziehe ich zwei Antisitzdrähte, den hier werden von unten über einen Teil der Nippel Rundschalentränken (siehe Foto) eingeklickt. Diese würden ohne Draht von oben her verschmutzt. Die Rundschalentränken füllen sich ständig bis zu einem gewissen Füllstand selbst auf. Die Rundschalentränken sind erforderlich, da es vielen Jungtauben anfangs hilft die glitzernde Wasseroberfläche zu sehen. Da die Rundschalentränken (z.B. Firma Monoflo) die selben Farben wie die Nippel haben, funktioniert der Übergang zu den Nippeln hin recht einfach. Das Rohr ist auf einer Höhe anzubringen, so dass die Jungen bequem aus den eingeklickten Rundschalentränken trinken können.
- Das Babyabteil lehre ich nie vollständig, sondern ich lasse immer die jüngsten 10 Tauben im Abteil. Auch Tiere die ich sehr jung abgebe setzte ich in das Babyabteil, so dass sich meist 20 bis 60 Jungtauben im Abteil befinden, die kleinen lernen von den größeren Tauben und beim Fressen belebt Konkurrenz das Geschäft. (Zu den ersten Jungen des Jahres setze ich ein paar nicht verpaarte Täubinnen)
- Anfangs verwendete ich Verlängerungen aus weißem Kunststoff zwischen dem Rohr und den Nippeln. Doch in diesen wuchsen alsbald Algen, ebenso wie in einem durchsichtigen Filtergehäuse, dies führt über kurze Zeit zu Verstopfungen. Auch eine Abdunkelung des Filtergehäuses verzögerte das Algenwachstum nur. Den Filter lasse ich seit Jahren weg und habe keine negativen Folgen. Das gesamte System muss innen völlig dunkel sein, damit ist das Algenwachstum unterbunden. Die Nippel drehe ich direkt in die Rohre, nebenbei können die Rundschalentränken auch nur an die Nippel ohne Verlängerung eingeklickt werden.
- Nach dem Wassertank (da ab Tank Niederdruck) habe ich noch eine UV-C- Lampe (mit schwarzen Gehäuse, selbst weiß Isoliert) aus dem Aquarienbedarf zur Sterilisierung des Wassers in den Wasserkreislauf integriert. Muss aber in aller Regel nicht sein.
- Die Tauben spielen mit den Nippeltränken, auch zu zweien oder dreien, d.h. sie betätigen die Nippel und nehmen das Wasser absichtlich nur teilweise oder nicht auf. Erhebliche Mengen landen auf dem Boden. Der Hygiene wegen sind Roste unter allen Nippeln und Rundschalentränken
- Die Rundschalentränken wechsle ich zweimal die Woche (benutzte auswaschen, trocknen lassen und zweite, trockene Garnitur einklicken).
- Die Verkalkung der Anlage hält sich trotz kalkhaltigem Wasser bei mir in Grenzen und betrifft bislang nur die Nippel. Der Kalk kann meist schon mit den Fingernägeln abgekratzt werden, man kann die Nippel herausdrehen und durch andere ersetzten. Die verkalkten Nippel legt man einfach in Kalkentferner, Zitronensäure oder Essig und spült sie vor dem nächsten Einsatz mit Wasser.
Unterschiede des Nippeltränkensystems zu den herkömmlichen Stülptränken:
Das „Zurückspucken“ des Wassers wie angeblich bei Tauben zum Probieren üblich ist nicht mehr möglich. Die Tauben trinken immer frisches Wasser direkt aus der Leitung.
Kein Bodensatz, keine Schleimbildung, keine Algen…
Ist das System einmal aufgebaut (und es ist wirklich einfacher als es sich anhört) ist der Arbeitsaufwand für die Wartung sehr gering.
Für Zusätze zum Wasser währe ein Vorschaltgerät nötig, in der Praxis gebe ich seit Jahren höchst selten Zugaben zum Wasser. Dazu stelle ich einfach Stülptränken vor die Nippeltränken, dann trinken die Tauben erst die Stülptränken leer und gehen dann wieder an die Nippel. Hier nutze ich den Effekt, dass meine Tauben (Instinkt eines Fluchttieres) vorrangig die offenere Wasserfläche zum Trinken nutzen (Pfütze, Badewanne, Kükentränke dann Stülptränke oder Rundschalentränke und erst zum Schluss Nippeltränken).
Deshalb trinken die Tauben an den Nippeltränken in der Summe nicht weniger, u. a. zu erkennen an den Kröpfen der Nestlinge.
Der Trinkvorgang dauert jedoch wesentlich länger, denn bei „normalen“ Tränken saugt die Taube ca. 2-3 Mal und ist „fertig“ (Dauer ca. 2-3 Sekunden). An den Nippeltränken stehen sie zwischen 20 Sekunden und wenigen Minuten, sie spielen erkennbar, teilweise sogar in Kleingruppen mit den Nippeln. Damit werden die Tauben geistig und sozial gefordert.
Mit diesem bis hier beschriebenen System kommt man in der Regel von April bis November sehr gut zurecht. Damit ist die heiße Zeit des Jahres sowie die Hauptzuchtperiode mit dem höchsten Wasserbedarf abgedeckt.
Um ein ganzjähriges, also frostsicheres System im Außenbereich zu erhalten sind noch ein paar Modifikationen anzuraten:
- Den Wassertank durch einen Pufferspeicher (isolierter Wassertank) ersetzen.
- Diesen mit einer Heizung (z. B. Aquarium Heizung / Gartenteich Heizungsschlauch…) ausstatten, die auch bei einer Außentemperatur von -25 Grad eine Wassertemperatur von mindestens +5 Grad gewährleistet.
- Das Leitungssystem schließen, so dass eine Umwälzpumpe in den Wasserkreislauf integriert werden kann die temperaturgesteuert anläuft und das Wasser zurück in den Pufferspeicher pumpt.
- Verlegung der Leitungen unterhalb der Frosttiefe (mind. 80 cm)
- Rohrheizung und Isolierung zum Schutz vor Frost aller Leitungen die sich über der Frosttiefe befinden.
- Im Regelfall sind in der kalten Jahreszeit keine Rundschalentränken im Gebrauch, da diese nur bei frisch abgesetzten Jungen eingesetzt werden. Falls doch Junge in „Frostzeiten“ flügge werden kann man diese (bei sozialverträglichen Beständen) bei den Alttieren belassen. So werden die Jungen noch von den Eltern „gefüttert/getränkt“ und lernen das Nippel-Trinken von den Alttieren. Beherrschen sie dies können sie in ein separates Abteil.
Über Messfühler und Apps währe es heute sicher möglich, dass man das System auch aus der Ferne überwacht.
Unsere Tauben sind lebende, fühlende Wesen, ja unsere Lieblinge, deshalb: egal wie gut die Technik ist, einmal am Tag sollte jemand kurz nach den Tauben sehen. Funktioniert das Tränkesystem nicht, stehen mehrere Tauben an den Nippeln und versuchen vergebens zu trinken. Dies ist sofort ersichtlich und man kann sofort reagieren. Das übernimmt bei mir seit vielen Jahren ein Rentner, der in der Vereinsanlage seine Hühner hat, das ist einer der Vorteile die man in einer Vereinszuchtanlage unter freundschaftlich Gleichgesonnenen genießt.
euer
Martin Prebeck