Bundes- und VDT-Zuchtausschuss stutzen

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  • Dieses Thema hat 7 Antworten und 1 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 1 Jahr, 9 Monaten von Anonym.
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  • #20914
    Anonym
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    Vor mehr als zwanzig Jahren wurde das leidige Thema Handschwingenzahl mit einem „Gentlemen’s Agreement“ abgeschlossen. Der Federaufbau ist bei der Bewertung von Rassetauben ein Qualitätskriterium, die Quantität hat hingegen nichts mit der Qualität zu tun. Nun wurde das Thema wieder ausgegraben. Die Zuchtausschüsse von BDRG und VDT fragen die Vereine, bei welcher Rasse welche Handschwingen „erlaubt“ werden sollen!?!? Jede Regelung dazu ist tierschutzrelevant, also unzulässig. Das uralte Thema erinnert mich an die Wutrede von Giovanni Trappatoni: „Was erlauben Strunz?“ Bei den Handschwingen hat der BZA nichts zu erlauben. Manche züchterische Fehlentwicklung bräuchte eine Aufsicht, aber nicht die Natur!

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  • #26184
    Anonym
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    In der Tiefschlafphase des VDT hat der BZA die Chance genutzt, die Zukunft der Rassetaubenzucht auf eine gefährliche Probe zu stellen. Entgegen jeder biologischen Logik und gegen das Tierschutzrecht regelt der BZA das sinnlose Abschlachten gesunder Tauben. Denn schon der erste Wissenschaftler, der die Tauben erforschte, Charles Darwin, erkannte schon bei der Regel-Handschwingenzahl von 10 die Abweichung von einer Feder nach oben und unten. Auch der erste Leiter des WGH, Prof. Dr. Gerd Rehkämper, hielt die Bandbreite von 9 bis 11 für natürlich und die Diskussion darüber für biologisch nicht relevant. Und der große Praktiker und Statistiker Christian Reichenbach machte zahlreich die Erfahrung mit dieser Bandbreite, und in diesem Fall nahezu ausschließlich mit Taubenrassen von normaler Größe. Es wäre schön, wenn in den Zuchtausschüssen wieder Fachleute säßen, die normal denken können. Diese Grundkompetenz ist derzeit nicht vorhanden.

    #21707
    Anonym
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    In 40 Jahren Pommernkröpferzucht habe ich die ersten 20 Jahre auf allen HSS ausgestellt, die nächsten 20 Jahre war ich auf allen HSS als Preisrichter im Einsatz.
    Dabei gab es alle paar Jahre Aussagen wie „Jahrhunderttäuber“, „Modelltäubin“ oder ähnliches. Manchmal genügte schon „der Blaue von Ketzinger“, „der Gehämmerte von Schulze“ oder „der Rote von Tonak“ und man hatte ein bestimmtes Bild von einem Ausnahmetier vor Augen. Das waren Idealtypen, mit dem man jedem Außenstehenden und jedem Neuling die Rasse-Idee vermitteln konnte. Dieses Idealbild konnten wir auf HSS in Bottrop, Erding, Ettlingen oder Vellmar leicht umsetzen, weil wir auf einer Linie waren. Aber diese Orte sind kaum noch als Schaustandort vorhanden, so dass auch unsere Rasse zwischen Kassel und Leipzig pendelt. Dort gelten aber nicht unsere Ideale, sondern es regiert der Wahnsinn:

    – Seit Urzeiten werden verkrüppelte Zehen bei belatschten Rassen lt. AAB als hoffähig akzeptiert. Die Sondervereine sind da schon weiter in ihren Erkenntnissen. Wenn eine belatschte Taube in gewisser Weise schon gegenüber einer glattfüßigen unter erschwerten Bedingungen lebt, dann ist die Grundvoraussetzung dafür doch wohl der richtige Latschenaufbau (seitlich, nicht nach vorn) und eine korrekte Zehenstellung. Die AAB erlauben weiterhin Missbildungen.

    – Seit 40 Jahren wartet die Basis darauf, dass die Übergangsregelung zur Schwanzfederzahl in eine endgültige, international tragfähige Lösung geführt wird.

    – Seit 30 Jahren wird die Basis hinsichtlich der nebensächlichen Schwungfederzahl im Stich gelassen. Nun droht ein neues Bürokratiemonster im orangen Ordner – ich sehe rot!

    – Solange ich denken kann, philosophieren vermeintliche Fachleute über die ideale Hämmerung und verwenden Begrifflichkeiten wie gleichmäßige Hämmerung, obwohl auf unterschiedlich großen Flügeldeckfedern nur unterschiedlich große Hämmerungsflecken möglich sind. Es gibt nur die allelen Flügelschildmerkmale c | + | CL | C | CD | CT. Durch die Paarigkeit der Merkmale kann jedes Tier sowohl reinerbig für eines dieser Merkmale sein oder auch mischerbig in jeder denkbaren Kombination (6 x 6 = 36 Kombinationsmöglichkeiten). Beim Pommerschen Kröpfern haben wir mit Ausnahme von c (für hohliges Flügelschild) alle Flügelzeichnungsmuster wie bindig, hellgehämmert, gehämmert, dunkelgehämmert und dunkel im Genpool der Rasse verankert. Bei schwarzer Grundfarbe (dazu gehört insbesondere die blaue Farbreihe) ist jedes Farbbild klar, rein und attraktiv, der Kontrast von blau (Farbe), schwarz (Zeichnungsmuster des Flügelschildes) und weiß (Scheckmuster) wirkt großartig. Darüber sind wir uns intern einig, extern sollen wir uns belehren lassen? Der Pommersche Kröpfer in den blauen Varianten war immer vital und lebensfroh, weil wir die Vielfalt begrüßt und gefördert haben und somit auch Degenerationen unbewusst vorgebeugt haben. Bei anderen Rassen wird mit Ausnahme der C+-Tiere (gehämmert, mischerbig zu bindig), die ein aufgelockertes Hämmerungsbild zeigen, jede andere Variante bemängelt und damit aussortiert.

    Diese Art von Selektion führt zu einseitiger Auswahl nach einem engstirnigen Idealbild, die Vielfalt und damit auch die Krankheitsresistenz (Vitalität) werden vorsätzlich eingeschränkt. Unser vermeintliches Schönheitsideal entzieht uns die Zukunft, da durch Bekämpfung der Vielfalt die Erbgrundlagen zu eng werden und damit auch die Lebensgrundlagen. Wir sollten Falsches aussortieren und nicht falsch aussortieren.

    #21662
    Anonym
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    1998 wird vom VDT der Titel „Champion“ eingeführt. Hat der Pommersche Kröpfer mit seinen hohen Anforderungen an Größe, Figur, Blaswerk, Latschen, Zeichnungsbild und Farbe überhaupt eine Chance, hier im Vergleich zu anderen Rassen ganz oben mitzumischen?
    Ein Jahr später kann ich auf der VDT-Schau in Lingen dem Obmann eine junge blaugehämmertgeherzte Pommernkröpfertäubin vorstellen. Über die Bestätigung der Höchstnote gab es keine Diskussion, auch das Ehrenband war obligatorisch, und am nächsten Tag stand die junge Täubin in der Champion-Auswahl. Der Züchter hatte in der Zucht immer auf Typ und Größe geachtet, auch die Farbe musste rein und klar sein, aber es war völlig gleichgültig, ob sie blau oder blaufahl, bindig, gehämmert, dunkelgehämmert oder dunkel waren. Aus dieser Mischung zusammengehörender Erbfaktoren einer Farbreihe werden Champions geboren!

    2003 begrüßte mich derselbe Obmann in Köln bei den Pommern mit den Worten: Ihr habt wieder einen Champion! Eine blaufahlgehämmertgeherzte Ausnahmetäubin. Aber die Grand Jury versagte den Triumph. So ein junger Farbenschlag (1997 wieder in den Standard aufgenommen – aber immer vorhanden) kann doch nicht herausgestellt werden.

    Weitere drei Alttäubinnen konnten in den folgenden Jahren für den Champion-Titel nominiert werden, alle Drei einfarbig weiß. Keine konnte den Olymp ersteigen. 2019 in Leipzig gab es in den 20 Jahren seit 2000 die 5. Chance für die Rasse, Kröpfer-Champion zu werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Und Tiere mit dominant roter Grundfarbe sind völlig chancenlos. Jeder weiß, dass die Grundfarbe geschlechtsgebunden vererbt wird und dass deshalb vor allen Dingen die Täubinnen immer einen leicht ‚Grauton‘ aufweisen. Aber in jeder Grand Jury ist immer ein Prinzipienreiter, der in der nicht ganz reinen Farbe das berühmte Haar in der Suppe findet. Dazu muss man sich nur die Farbenschläge in der Champions-Auswahl ansehen. Eine Fach-Jury aus Fachleuten wäre vielleicht besser als eine Grand Jury aus Funktionären.

    #21621
    Anonym
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    Jedem erfahrenen Pommernkröpferzüchter ist klar, dass reinerbige Verdünntfarbene kaum zu züchten sind, da der drohende Substanzverlust immer wieder intensivfarbene Partner notwendig macht. Aus diesem Grund nutzen wir die Farbverwandtschaften und kombinieren die größen- und figurmäßig passenden Typen. Im geherzten Farbbild ist die Ausgleichspaarung wichtig, da sich sowohl zu viel als auch zu wenig weiße Farbe hartnäckig vererbt und sich Zeichnungsfehler im Scheckungsbild nicht verfestigen dürfen. Die Farbe selbst ist egal, entweder kommt die Intensivfarbe blau oder die Verdünntfarbe blaufahl in Kombination mit Binden oder Hämmerung, letztere aufgelockert oder auch dichter. Jeder Pommer ist äußerlich so individuell wie auch im Charakter.

    Auf unserer Hauptsonderschau habe ich jährlich prächtige Typen gesehen – in allen Varianten. Weil aus Gehämmerten Blaue und aus Blauen Blaufahle fallen, konnten alle Varianten präsentiert werden. Aber Taubenzüchter sind Praktiker und keine Buchhalter. So mussten wir uns von den BZA-Bürokraten belehren lassen, dass der regelmäßig gezeigte Farbenschlag blaufahlgehämmertgeherzt (früher gelercht genannt) gar nicht im Standard steht.

    Das war wohl auf die BZA-Entscheidung von 1977 zurückzuführen, als silberfahl in blaufahl umbenannt wurde. Weil Nebenfarben meist nur nebenbei gehalten werden, sind sie in den Musterbeschreibungen zum Teil verloren gegangen. Die frühere MB-Formulierung „alle Farben auch gehämmert“ fiel als Generalklausel der konkreten Farbenschlag-Aufzählung zum Opfer – was immer da war, war plötzlich raus.

    Weil das früher „gelercht“ genannte Farbbild kein „Farbenschlag zweiter Klasse“ ist, nahm ein Zfr. das zeit- und kostenintensive dreijährige Anerkennungsverfahren auf sich, 1997 wurde „blaufahlgehämmertgeherzt“ in den Standard (wieder) aufgenommen. Die Zucht dieser Farbe wurde danach vom „Erzüchter“ aufgegeben – Substanzverlust. Man sieht den Farbenschlag gelegentlich – eben eine Nebenfarbe. Nebensächlichkeiten – die Hauptaufgabe des BZA.

    #21462
    Anonym
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    1989 hatten wir auf der Hauptsonderschau in Vellmar bei Kassel einmal 45 blaufahlgeherzte Pommersche Kröpfer, in der über 100-jährigen Vereinsgeschichte gab es keine 10 mal eine zweistellige Meldezahl in diesem Farbenschlag. Sie „schwimmen“ mit den Blauen auf der Erfolgswelle mit, allein gehen sie unter. Keine neue Erkenntnis, aber „zu hoch“ für den BZA. Schon vor mehr als dreißig Jahren wurde darüber nachgedacht, die Anerkennung der so genannten „Verdünntfarben“ einfacher zu regeln. Die Regelhüter halten sich für die Größten – bekommen aber selbst die kleinen Dinge nicht in den Griff.

    #21403
    Anonym
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    1984/85 wurden bei den Pommerschen Kröpfern die einfarbig Blauen und Blaugehämmerten anerkannt. Das war keine große züchterische Leistung – aber die Standardergänzung war sinnvoll, da die ersten Pommerschen Kröpfer im 19. Jahrhundert einfarbig waren und farbige Latschen mehr Stabilität und Elastizität aufweisen als weiße Fußfedern. Schon damals lautete der Antrag auf Anerkennung einfarbig blau und Nebenfarben, und wir hatten prächtige Tiere in blau, blaufahl, blau- und blaufahlgehämmert von lockerer bis dichter Hämmerung. Der BZA beharrte darauf, jede Variante einzeln anerkennen zu müssen. Ich gab die Tiere ab, weil es Nonsens ist, etwa 8 Varianten einer verwandten Farbreihe anerkennen zu lassen. Aber der BZA kennt keine Verwandten, er hat bei Anerkennungsverfahren die Dollarzeichen in den Augen, nicht die Vielfalt der Taubenzucht. So sortieren wir Tiere aus, die zufällig die vermeintlich falsche Farbe haben, stattdessen halten wir Tiere, die weniger vital eigentlich aussortiert gehören, aber ja die „richtige“ Farbe aufweisen.

    Wie lange lassen wir uns noch gängeln von einem BZA, der die genetische Variabilität bewusst bekämpft? Bei „blau und Nebenfarben“ gibt es keine Fehlfarben, sondern nur eine größere Auswahlmöglichkeit nach Vitalität und Rassequalität.

    #21163
    Anonym
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    1969 – also vor 50 Jahren – fing ich als Zehnjähriger mit Brieftauben an. Das Aussehen der Tiere war egal, sie waren immer schön, meist waren sie blau oder gehämmert. Farbvererbung war nachrangig, aber der „Regenstein“ war eins der ersten Bücher, das ich wissensdurstig verschlang und noch heute lese.

    1973 wurde ich Rassetaubenzüchter – für die nächsten 40 Jahre war der Pommersche Kröpfer mein Favorit. Auch hier waren Blaue und Gehämmerte immer beliebt, neben den Weißen waren Blau- und Gehämmertgeherzt immer tonangebend bei den Pommern. Nicht nur die geherzte Scheckzeichnung muss stimmen. Die schwarze Flügelschildzeichnung musste rostfrei sein, auch eine Farbschwäche wie Schilf war immer verpönt. Und der Kontrast zwischen dem blauen und schwarzen Farbbild musste klar und durfte nicht verschwommen sein, lockere oder dichtere Hämmerung interessierte uns nicht.

    Diese Grundregeln hatte ich schon als Jugendlicher verinnerlicht. Die Fachleute des BZA haben in jeder neuen Funktionärsgeneration damit ihre liebe Not und verzetteln sich in Kleinig- und Kleinlichkeiten. Damit stehen sie der züchterischen Entwicklung im Weg statt uns den Weg zu weisen.

    Einen ersten Warnschuss bekam der SV, als der BZA bei einer Standardrevision den Farbenschlag dunkelgehämmertgeherzt gestrichen hatte und der Rasse nur noch blaugehämmertgeherzt zugestehen wollte. Wir sind damals mit einem Kofferraum voll dunkelgehämmertgeherzter Pommern zum BZA-Vorsitzenden gefahren – in den Standard wurde neben blaugehämmert- auch dunkelgehämmertgeherzt wieder aufgenommen. Eine völlig überflüssige Energieverschwendung! Fortsetzung folgt.

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