Vor 30 Jahren, am 6. Oktober 1990: Vereinigung der deutschen Rassegeflügelzüchter im BDRG
Vor 30 Jahren, am 6. Oktober 1990:
Vereinigung der deutschen Rassegeflügelzüchter im BDRG
Als sich nach 40 Jahren der Vaterlandsspaltung im Herbst 1989 die Grenze lichtete, waren es die Rassegeflügelzüchter des VKSK, die wie beflügelt, und das auf schnellstem Wege mit dem Wunsch der deutschen Wiedervereinigung verbunden, den Anschluss an den Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter (BDRG) zu forcieren.
Am 6. Oktober 1990 war es dann soweit: Waren doch unerwartet viele patriotisch denkende Rassegeflügelzüchter aus allen Teilen unseres drei Tage zu vor wiedervereinigten Heimatlandes nach Weimar-Wolfshagen bei Marburg angereist, diesem so bedeutsamen Festakt beizuwohnen.
Der Saal war dicht besetzt, die Stimmung heiter und dennoch voller Hochspannung prickelnd. So wurde nach Jahren der Teilung die Wiedervereinigung der Rassegeflügelzüchter von Ost und West für den BDRG ein absolut denkwürdig großer Tag. Die Liste der honorigen Ehrengäste war ellenlang; waren die Vorsitzenden der westlichen Landesverbände sowie der Fachverbände vollzählig anwesend.
Musikalisch umrahmt, galt es lediglich die Beitrittsregularien mit der Satzung abzustimmen, vollzog sich die Eingliederung der Landesverbände von: Berlin-Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in den BDRG. Es war ein andächtiger, großartiger Akt der Brüderlichkeit. Begleitet von allseits geschätzter Anerkennung der Leistungsfähigkeit und Schaffenskraft der Züchter in der ehemaligen DDR, vermittelte dieses geschichtsträchtige, einmalige Ereignis den Teilnehmern würdige Hochachtung.
So mancher von uns Anwesenden konnte seine Ergriffenheit nicht ganz verbergen. Und als am Ende der Tagung die Versammelten gemeinsam die Nationalhymne sangen, mussten wohl auch die Hartgesottensten dieser Gesellschaft einige Male tief schlucken. Nachher noch lagen sich Zuchtfreunde in den Armen und empfanden, wohl erst jetzt ein (politisch) unreines Kapitel unserer Geschichte für abgeschlossen. So fand die einst schmerzlich empfundene Trennung von Gleichgesinnten hier endlich ein sowohl fröhliches als auch ein erlösendes Ende.
BDRG-Präsident Hermann Rösch sprach von einem Moment, den er mit dem Geflügelkongress von 1881 in Elberfeld, der Gründung unserer Dachorganisation verglich. Und: Sich der BDRG seiner Verantwortung gegenüber den neuen Landesverbänden bewusst sein würde. Immerhin verzeichnete er eine Zunahme von 50.000 Mitgliedern, die künftig die Basis unseres Verbundes stärken. Dabei verwies er auch auf die Ursprünge der Rassegeflügelzucht, die allein nach Sachsen führt und er hoffnungsvoll prognostizierte: Mit Leipzig künftig einen verlässlichen Veranstaltungsort zu sehen.
Nach dem nun drei Jahrzehnte zurück gelegt sind, hat sich diese Einschätzung mit Leipzig, Erfurt und weiteren Schauhöhepunkten im Ausstellungskalender erfüllt. Uns darüber hinaus das züchterische Miteinander bewusst geworden ist, wie wir sogar mit der Ausrichtung von EE-Schauen auf internationaler Ebene durch gemeinsames Handeln fähig sind, traditionell altes Kulturgut zu bewahren.
Denken wir mit Ehrfurcht an diesen Tag. Nämlich an einen historischen Meilenstein, der uns gleichermaßen an alle die Altvorderen erinnert, die nun in den 139 Jahren des Bestehens unserer Organisation den Grundstein für ihre Entwicklung dazu legten. Sich jeder auf seine Art und Weise einbrachte. Denn nur so wurde es möglich, dass sich diese Wiedervereinigung geradezu wie ein Wunder vollzog.
Günter Stach