Zum Internationalen Tag der Taube am 13. Juni
Tauben-Gedenktag soll der humanen Erziehung dienen
Wer kennt sie nicht, die immer wiederkehrenden Gedenk- und Feiertage, die sich in unserem Gedächtnis so fest verankert haben und eigentlich keiner Erinnerung bedürfen. Dennoch überraschen uns Kalendereinträge, dass es neben ernstzunehmenden Themen beispielsweise auch den Tag von Kuriosem zu feiern gibt. Der Ideenreichtum scheint die Initiatoren wohl in keiner Weise zu bremsen.
Bei den Tagen „des Tages soundso“ geht es im Grunde genommen um das „Nichtvergessen“ und „Erinnern“ an, sowohl bemerkenswerte, als auch großartige Taten. Wobei es genauso um die Wirkung von Symbolkraft geht, wie sie als Demonstrativbeispiel an der Taube festgemacht wird. Dabei reicht ihre historische Bedeutung – die Nachweise ihrer Präsenz weit in die Geschichte des Weltengeschehens hinein. Mit ihrer Haustierwerdung und der bald erkannten Fähigkeit für Ortstreue und des Überbringens von Nachrichten, erfuhr sie huldigende Ehrerweisungen. Wurde sie bald zum Sinnbild des Christlichen Glaubens. Mahnt sie uns nach wie vor aktuell mit ihrer Strahlkraft, dass attestiertes Heldentum und ertragenes Leid nicht die Lösung von kriegerischen Konflikten rechtfertigen.
Vor dem Hintergrund brutaler Kriegsereignisse forderte der Bird-Club von New York 2008 per Resolution das Bildungsministerium dieser Metropole auf, mit einem National-Pigeon-Day jene Schulen dieses Staates bildungsmäßig zu unterstützen, wo das gebotene Gesetz zur humanen Erziehung vernachlässigt wird. Zur zeitlichen Festschreibung wurde der 13. Juni gewählt. Exakt der Tag, an dem 1919 eine von den Briten gestiftete US-amerikanische Militärbrieftaube verschieden war. Während des 1. Weltkrieges durch erfolgreiche Nachrichtenflugeinsätze zur Heldin geworden, verstarb sie schließlich an den Spätfolgen einer schweren Verletzung.
Anstelle dieser Brieftauben-Heldin hätten die Initiatoren dieses Taubentages in ihrem denkwürdigen Bestreben auch die brutale Ausrottung der auf dem nordamerikanischen Kontinent einst lebenden Wandertaube zum Anlass nehmen können. Beherrschte einst ein mehrere Milliarden zählender Schwarm dieser nomadischen Vögel bei ihren Flügen stundenlang den Luftraum, brüteten sie auf nichtüberschaubar hektargroßen Laubbaumflächen ihre Gelege und zogen dort die Jungen auf. Diese erntevernichtende Anstürme fürchtend, wurden sie massenweise gnadenlos vernichtet – starb das letzte Exemplar – genannt Martha – im Alter von 29 Jahren (!) am 1.9.1914 im Zoo von Cincinnati.
Egal, welcher Mahnmal-Impuls den Tag der Taube nun fokussiert, ist sie gemäß unserem Verbandsmotto: „Die Taube – Begleiter der Menschen“, doch ein treues Bindeglied zwischen den Völkern der Erde. Und wird sie, bei der ideologischen Sehnsuchtserfüllung nach Weltfrieden, nie an Symbolkraft einbüßen.
Günter Stach

im Brehm-Museum Rhentendorf/Thüringen